18. Künzel, der Erkenntnistheoretiker

Der Ex-Showhypnotiseur Wolfgang Künzel aka „Alexander Cain“ macht sich mitunter so seine Gedanken über Gott und die Welt. Nun ist das an sich ja recht löblich, wenn sich einer so seine Gedanken macht. Und manchmal auch fruchtbar, auch im Fall von Herrn Künzel. Doch manchmal geht es auch daneben, weil man tiefer ackern und sich mehr Hintergrundswisssen erarbeiten müßte, um zu einer qialifizierten Meinung gelangen zu können.

Genau das ist nämlich ein großes Problem bei Herrn Künzel: Er nimmt oft nicht wahr, daß andere schon vor ihm über etwas geforscht und nachgedacht haben. Vielleicht glaubt er auch, daß er ohnehin nichts von anderen lernen kann: Hoppla, jetzt komm ich!

In einem Blog-Eintrag schreibt Künzel nun erst über Chakren, und dann vor allen Dingen über „die Wahrheit“. Aber lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

„Wahrheit ist das, was man selbst WAHRNEHMEN kann. Alles andere ist maximal Glaube und der Mensch ist unglaublich leichtgläubig. So glauben die meisten Menschen die Medizin wäre eine Wissenschaft, oder die meisten Hypnotiseure glauben, dass das Unterbewusstsein keine Negationen verarbeiten könne, oder manche glauben dass es den Eiffelturm tatsächlich gibt…. Nun das mit dem Eiffelturm ist nicht schlimm. Das dürfen die Menschn schon glauben.“

Danke, Herr Künzel, das beruhigt.

„Aber kann man es WISSEN, wenn man ihn noch nie live gesehen hat oder darauf stand? Vielleicht ist der Eiffelturm eine Verschwörungstheorie?“

Oder vielleicht sind ihre kruden Thesen verschwörungs-, aber nicht erkenntnistheoretisch?

„Aber ich kann dich beruhigen, lieber Leser. Den Eiffelturm gibt es. Es ist die Wahrheit. Er existiert. Zumindest ist es für mich die Wahrheit, denn ich habe ihn schon WAHRGENOMMEN. Mit eigenen Augen gesehen und ich war ganz oben gestanden. Wer das noch nicht getan hat, kann es jedoch nur GLAUBEN. Dann ist es keine Wahrheit. Kompliziert, oder? Ich denke nicht… Aber trotz allem eine heftige Erkenntnis, wenn man es einmal genau überlegt. Das Wissen des Einzelnen ist unglaublich begrenzt und wem kann ich Glauben schenken? Trotzdem schenken wir tagtäglich so vielen Menschen Glauben, von denen wir nicht einmal in Wirklichkeit wissen, ob es sie überhaupt gibt!“

Wir fassen Künzels Überzeugungen zusammen:

Wissen = persönliche (Sinnes)erfahrung
alles andere = meinen

So löst Herr Künzel also grundlegende erkenntnistheoretische, epistemologische, ontologische und ähnliche philosophische Probleme mit einem einzigen Federstreich. In Wahrheit hat Herr Künzel sich mit diesem karikierenden Pseudo-Empirismus mal wieder mächtig verlupft.

Wenn Künzel recht hätte,  dann wüßte jemand, der irgendetwas halluziniert, beispielsweise während einer Psychose, daß es existiert. Er würde es ja (subjektiv) wahrnehmen. Wenn jemand hingegen den Eiffel-Turm noch nicht gesehen hätte, aber als normal gebildete Person von seiner Existenz wüßte, dann hätte derjenige es nur mit einem unsicheren Glauben zu tun.

Das ist natürlich offensichtlicher Quatsch. Nach Künzels Theorie wäre das, was jeder vernünftige Mensch mit auch nur einem Funken Realitätssinn zurecht als Wissen bezeichnet, nur ein Glaube, während das,  was evidenterweise Irrglaube und Täuschung ist, „Wissen“ wäre. Diese absurde Folgerung ergibt sich logisch aus Künzels absurder Theorie.

Tatsächlich haben wir es etwa beim Wissen um den Eiffelturm (egal ob wir ihn wahrgenommen haben oder nicht) mit sehr sicherem (wenn auch nicht aber mit absolut sicherem) Wissen zu tun.

Künzel versucht eine sehr „einfache“ skeptische Erkenntnistheorie auf die Beine zu stellen. Was herauskommt, ist ein fragwürdiger Empirismus-Verschnitt.

Ein Problem dabei ist unter anderem, daß Künzel offenbar die sinnliche Wahrnehmung mit dem Erkenntnisakt gleichsetzt, anstatt zu verstehen, daß das Erkennen im rationalen Urteilen liegt.

So wie Künzel mit der Erkenntnistheorie umgeht, so auch mit der Hypnoseforschung: Er weiß nichts davon, glaubt aber, alles besser zu wissen.

Und noch etwas fällt auf: Künzel dreht sich mit seiner eigenen „Theorie“ einen Strick. Denn ganz offensichtlich hat er mit Ericksonscher Hypnose und NLP rein gar keine Erfahrung, und besitzt noch nicht einmal irgendein theoretisches Wissen darüber. Nach seiner eigenen These – und auch nach dem gesunden Menschenverstand – hat er von diesen Dingen also überhaupt keine Ahnung und kann sich keinerlei Urteil dazu erlauben. Genau das tut er kurioserweise jedoch ständig.

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