74. Wie Künzel aus der Hypnose einen Glauben macht

Was dem ehem. Showhypnotiseur Wolfgang Künzel aka Alexander Cain an Wissen zur Hypnose fehlt – und das ist leider sehr viel – macht er durch Glauben wett, und durch Apelle zur intellektuellen Unterordnung unter seine „Autorität“.

Es ist schon bemerkenswert und bezeichnend, wie Wolfgang Künzel mit Fragen umgeht, die ihn offensichtlich überfordern. Das Mitglied „wiso“ beispielsweise hat aktuell einige interessante Fragen gestellt, etwa zur Blitzhypnose und insbesondere zur Möglichkeit einer unfreiwilligen Blitzinduktion (HIER und HIER).

Letztlich kommt von Künzel sehr wenig als Antwort, obwohl die Fragen teils ja direkt an ihn gerichtet waren. Auf kritische Punkte und Einwände geht er eh kaum ein.

Künzel steht dabei allerdings auch vor einem großen Problem. Der selbsternannte Begründer der deutschen Hypnoseforschung (Art. 2) verfügt, wie ich in diesem Blog in diversen Artikeln ausführlich dargelegt habe, über nahezu kein Wissen zur Hypnose (z.B. Art. 46). Seine Kompetenzen beschränken sich fast ausschließlich auf rein technische Gesichtspunkte, oder anders formuliert: Künzel weiß, wie man eine Hypnose einleitet, hat offenbar aber kaum einen Schimmer, was dabei passiert (z.B. Art. 66). Künzels theoretischer Wissenshorizont entspricht – dies wird man sagen dürfen, ohne dem Mann Unrecht zu tun – im Wesentlichen demjenigen eines Anfängers, der gerade mal den Tepperwein gelesen hat. In Künzels Fall jedoch wird dieses bescheidene Wissen bedauerlicherweise auch noch durch erhebliche Missverständnisse und Simplifizierungen getrübt.

Dies hat erhebliche Negativ-Folgen. Soweit Künzel überhaupt inhaltlich für eine bestimmte Position argumentiert (was ohnehin selten vorkommt), kann er sich kaum auf Empirie stützen. Konkrete relevante Experimente, die wichtige Fragen zur Hypnose beantworten oder wenigstens erhellen könnten, sind Künzel nahezu unbekannt.

Daher bleibt unserem ehem. Bühnenhypnotiseur nicht viel anderes übrig, als aus seinem theoretischen Verständnis der Hypnose hypothetische Schlussfolgerungen abzuleiten: Wie wäre das wohl, wenn….? Ein solches Vorgehen ist an sich oftmals nicht zu beanstanden und manchmal sogar unvermeidlich. Das Problem ist hier nur, dass Künzels theroretisches Verständnis der Hypnose in etwa seinem Wissensniveau entspricht und also besorgniserregend gering ausfällt. Auch dies habe ich in mehreren Beiträgen hier systematisch dargelegt (z.B. Art. 3274), so dass ich das nicht weiter ausführen muss.

Konkret sieht das dann wie folgt aus, etwa wenn Künzel auf einen Beitrag von „wiso“ so antwortet:

„Wer mir nicht glaubt, hat eben Pech gehabt. Ich bin kein Missionar.“

Künzel geht nicht konkret auf Argumente ein und bringt auch keine stichhaltigen eigenen Argumente vor. Er fordert intellektuelle Unterwerfung im Gestus des „großen Meisters“, der es ja wohl noch am besten weiß. Selbst schuld, wer ihm nicht einfach alles glaubt! Und fährt dann fort:

„Wer Hypnose begriffen hat, stellt solche Fragen gar nicht.“

So kann man eine Frage auch abschmettern. Das ist noch nicht mal ein Totschlagargument, das ist schon eine Killerphrase. Dem Fragenden wird wieder nicht inhaltlich geantwortet, sondern seine Kompetenz wird infrage gestellt. Und dies ganz zu Unrecht. Denn wer etwas von der Hypnose begriffen hat, der stellt durchaus (auch solche) Fragen. Künzel meint, die Hypnose verstanden zu haben – als könne man die Hypnose in ihrer Gesamtheit so einfach vollständig und umfassend begreifen -, hat in Wahrheit jedoch Vorstellungen über sie, die jeder Beschreibung spotten.

„Wer mir glaubt, braucht keine Anleitung…“, belehrt uns Künzel alsdann, und man denkt unwillkürlich an das Wort: „Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.“ Nur dass die Bibel sich nicht als Wissenschaft, sondern als Heilslehre versteht – aber vielleicht ist das bei Künzel ja auch so?

Aber wie passt das zu seinem Bekenntnis, das da lautet (Art. 64): „Ich möchte nur, dass die Menschen kritisch werden und sich alles genau ansehen bevor sie glauben. Nicht alles was geschrieben steht, stimmt.“ Außer natürlich, wenn es von Wolfgang Künzel geschrieben worden ist. Dann braucht man nicht ganz so kritisch sein und muss sich die Dinge auch nicht ganz so furchtbar genau ansehen, sondern darf sie ruhig guten Gewissens glauben.

Künzel ist hier offensichtlich in der Sache mit seinem Latein am Ende. Er weiß einfach nicht weiter. Aber das kennen wir ja schon. Auch wenn man Künzel zu anderen Themen Rückfragen stellt – etwa zur Ericksonschen Hypnose – weiß er nicht weiter (vgl. Art. 52).  Die Kluft zwischen Anspruch (Super-Experte für Hypnose, einzig Wissender) und Wirklichkeit (minimales Wissen, zahllose Missverständnisse, für nichts Beweise haben) könnte größer nicht sein. Solange niemand kritisch nachfragt, kann Künzel die Fassade notdürftig aufrechterhalten. Fragt jemand nach und lässt sich nicht so einfach abspeisen, so bricht sie rasch zusammen.

„…und wer eine Anleitung braucht hat in meinen Augen Unfug damit vor.[…] In der klinischen Hypnose glaubt mir eh niemand…“

Das ist es eben, Herr Künzel. Es gibt zwar genug Menschen, die einen großen Meister und Guru wollen, dem sie beruhigt alles glauben können. Menschen, die die Unfähigkeit, Fragen und Zweifel zuzulassen und das Unvermögen, die eigene Meinung zu überdenken oder sich selbst zu hinterfragen, als „Sicherheit“ und „Stärke“ missdeuten. Aber so sind dummerweise eben nicht alle Leute. Nicht alle glauben Ihnen einfach, was Sie sagen, weil Sie so toll oder erfahren oder schlau oder was immer sind. Es gibt Leute, die besitzen doch tatsächlich die Frechheit zu erwarten, dass Sie sich einer Diskussion inhaltlich und konkret stellen.

So schreibt dann auch wiso:

„Ich habe nie nach einer Anleitung gefragt, ich habe jeglich nach deiner Theorie gefragt wo du glaubst zu wissen das die Person willenlos ist, weil ich das bezweifle. Ich will doch nur eine Begründung keine Anleitung wie oder was du machst. Und wenn du dann davon redest, dass nur „echte oder gute“ Hypnotiseure davon eine Ahnung haben unterstreicht das nicht wirklich deine Argumente. Es gibt so viele Hypnotiseure (auch Hypnotiseure die Blitzhypnose hauptsächlich anwenden.) die meinen, dass es eben nicht gegen den eigenen Willen geht. Da bist du mit einer der wenigen Ausnahmen die genau den anderen Standpunkt vertreten […] Keine Anleitung oder dergleichen ! Einfach nur Theorie.“

Ja, mein lieber wiso, das wird schwierig. Denn Künzel besitzt keine Theorie zur Hypnose – oder jedenfalls keine, die diesen Namen verdienen würde. Er ist auch nicht darauf vorbereitet, dass man nachfragt und er am Ende seine Behauptungen noch belegen muss. Oder dass man ihn gar noch kritisiert, und sei es auch in einer reinen Sachfrage. Das ist bei ihm so nicht vorgesehen.

Künzel wird jetzt vermutlich zunehmend unfreundlich und persönlich antworten, wenn er überhaupt antwortet – denn auch das ist bei ihm ja keineswegs gewiss (52).  Bringt so eine Debatte doch die Gefahr mit sich, dass am Ende noch zum Vorschein kommt, wie wenig Künzel im Grunde verstanden hat, wie wenig er weiß und wieviel er einfach nur zu wissen glaubt.

Dabei sind die Fragen, die wiso in den beiden Threads angesprochen hat, durchaus berechtigt und berühren eine komplexe Materie. Es wären hier viele Gesichtspunkte zu bedenken. Worauf beruhen die verschiedenen Formen der Blitzhypnose? Kann man jemanden gegen seinen Willen in einen Zustand der Konfusion versetzen? Und wie lange? Und ist das dann schon Hypnose? Usw.

Und es ist keine Schande, wenn man vielleicht keine umfassende und endgültige Antwort zu allen Aspekten dieser Problematik – von denen ich nur einige genannt habe – parat hat. Die habe ich auch nicht (würde jedoch einen Artikel namens „Hypnose ohne und gegen den Willen“ empfehlen, der zumindest auf einige zentrale Gesichtspunkte eine Antwort zu geben versucht).

Wenn man sich aber wie Künzel stets als „großer Wissender“ inszeniert, dann darf keine Frage offen bleiben. Auf alles muss Künzel eine Antwort haben, und zwar eine genaue und endgültige. (Und wehe, jemand schluckt die nicht sofort und zu 100%!) Künzel überbietet noch den Absolutheistsanspruch mancher religiöser Autoritäten. Bereits ein außerordentlich kompetenter Hypnotiseur hätte die allergrößten Probleme, eine entsprechende Einstellung, wie Künzel sie pfelgt, glaubwürig durchzuhalten. Wenn aber ausgerechnet ein Künzel das versucht, so wird daraus eine tragisch-komischen Veranstaltung.

Positiv hervorzuheben wären allerdings wieder die sachorientierten Beiträge von BDSM-Hypnotiseur, ob man nun in allem seiner Meinung ist oder nicht. Die Haltung, die ansonten weitgehend in Künzels Forum – und auch „beim Meister selbst“ – herrscht, bringt indes Kephrenia gut zum Ausdruck. Auf die Anmerkung von wiso, dass er eine (im Übrigen unbewiesene) Behauptung zu bezweifeln wage, kommt die Antwort:

„Dein Recht…
‚Ein Glaubender braucht keine Erklärung, einem Zweifler ist keine Erklärung genug…'“

Eine solche Haltung mag im religiösen und spirituellen Bereich eine gewisse Berechtigung besitzen (jedenfalls, wenn man Religion und Spiritualität nicht ihren Sinn abspricht) – und selbst dort schon könnte man sie als eine durchaus fragwürdige Form des Fideismus brandmarken.

Bei der Hypnose jedenfalls geht es nun ganz sicher nicht um „Glauben“, sondern um eine sachliche Beurteilung der vorliegenden Tatsachen; um eine rationale, und wenn möglich sogar wissenschaftliche, Durchdringung der fraglichen Sachverhalte!

Ansonsten macht man aus der Hypnose eine (schlechte) Religion!!

Und genau das tut Künzel. Dem geht es auch gar nicht in erster Linie um die (Suche nach der) Wahrheit, sondern um bestimmte „Dogmen“, um seine Dogmen: unhinterfragbare Glaubenssätze, die man bitte nicht anzweifeln möge.

Und wie bei einer besonders aggressiven Sekte werden „Andersgläubige“ bzw. „Irrende“ atackiert, und wer ihm nicht zustimmt, wird persönlich abgewertet. Nach dem Motto (vgl. Art. 60):  „Wer das Gegenteil behauptet, hat keine Ahnung, oder er lügt bewusst. Beides ist verwerflich!”

Und entsprechend kann Künzel seine Gefolgschaft auch in „Rechtgläubige“ und „Apostaten“ einteilen. Ein Schüler von ihm beispielsweise hatte es doch gewagt, den Künzelschen Lehrsatz von der Allmacht des Hypnotiseurs kritisch zu hinterfragen – na da war’s aber zappenduster! Künzels Replik war außerordentlich aufgebracht, um nicht zu sagen: gehässig, und gipfelte in dem Satz: „Aber schön, dass Du Dein wahres Gesicht zeigst.“  (Art. 61)

Es geht aus Künzels Perspektive eben nicht einfach nur um Sachfragen, sondern auch darum, dass er der große Meister ist, der als (nahezu) einziger alles besser weiß, insbesondere besser als „die Ärzte“ – eine Grundeinstellung, die offenbar von ungeheurer Wichtigkeit für Künzel ist (z.B. Art. 68). Einen Angriff auf seine reine und einzig wahre Lehre empfindet Künzel daher auch als Angriff auf seine eigene Einzigartigkeit und Unfehlbarkeit; und Zweifel sind für ihn somit „Verrat“.

Im Grunde bekommt man von Künzel also ein Glaubensbekenntnis serviert – und das ist auf allen Ebenen und eigentlich in allen Punkten so. Bei Künzel wird die Wahrheit bzgl. der Hypnose zur Glaubenssache. Soweit er doch mal argumentiert, beruhen seine Argumente gewöhnlich auf Missverständnissen und sind schnell widerlegt (z.B. Art. 61). Und das war’s dann. Schluss. Aus. Ende. Finito. Deswegen konnte Künzel beispielsweise auf meine detaillierte und begründete Kritik in Sachfragen bis heute keine Antwort geben – in keinem einzigen Punkt. Und deswegen meidet Künzel auch tunlichst jede freie Diskussion außerhalb seines Forums (in dem er Admin ist) und „beantwortet“ kritische Nachfragen in seinem Forum häufig durch Unsachlichkeit, Nichtbeachtung oder Zensur (Art. 53). Selbst der Versuch einer sachlichen Auseinandersetzung fehlt gewöhnlich gänzlich.

Wer immer noch auf diesen Herrn reinfällt, dem ist wohl wirklich nicht zu helfen. Jedenfalls verwundert es nicht, dass zahlreiche ehemalige Schüler von Künzel, nachdem sie Erfahrung gesammelt und ihren Wissenshorizont erweitert hatten, sich  – auch fachlich – vom „großen Meister“ abgewandt haben. Es sind im Wesentlichen wohl nur noch ein nur paar Neulinge, die Künzel „anhängen“ und die er noch beeindrucken kann. Und auch von denen werden die meisten früher oder später den selbsternannten besten Hypnotiseur Deutschlands als genau das durchschauen, was er ist: ein Blender.

Nachtrag: „wiso“ hatte Künzel ja gebeten, zu erläutern, warum der Hypnotisierte angeblich willenlos ist (wiso:  „Ich will doch nur eine Begründung keine Anleitung wie oder was du machst“). Begründet hat Künzel zwar nichts, aber darauf wie folgt geantwortet:

„Jedoch besitze ich Wissen, dass nicht für diese Menschheit gedacht ist. Da muss erst was passieren mit den Menschen, dass ich so manches an jeden herausgebe. Diese Menschheit ist einfach noch nicht so weit, dass ich alles veröffentlichen kann.“

Jetzt wissen wir also, wieso Künzel keine Antwort geben kann, wenn jemand mal nachfragt.

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