10. Werbung für Herrn Künzel

Es gibt Programmhinweise, die so schleimig und schmierig geschrieben sind, daß sie nur zu leicht mit einer ganz besonders angeberischen Werbung verwechselt werden können. Doch fangen wir von vorne an:

Wolfgang Künzel, ein gewisser Ex-Showhypnootiseur mit dem Künstlernamen „Alexander Cain“, durfte im Februar 2009 mal wieder ins Fernsehen. (Daß Herr Künzel oft im Fernsehen zu bewundern ist, spricht für sein Können, denn wir wissen ja, daß nur die Besten der Besten über die Bildschirme flackern, daß nur die größten Idealisten Politiker werden und der Storch die Kinder bringt.)

Natürlich gab es eine Programmankündigung. Aber eigentlich haben wir es bei diesem Text nicht mehr mit einer Information zu tun, sondern mit Werbung. Mit massiver, kostenloser Werbung für Herrn Künzel.

Und wenn ich mir diesen Text in seiner sensationsheischenden Aufmachung ansehe, in seiner Wichtigtuerei; wenn ich betrachte, wie Künzel als Glanzlicht der Hypnose dargestellt und als „Meister“ tituliert wird, dann komme ich zum Schluß, daß kein noch so schmeichelerischer Journalist das verfaßt haben kann. Sehr wahrscheinlich haben wir wieder mal eine Selbsteweihräucherung von niemand anderem als Herrn Künzel selbst vor uns, auch wenn ich das leider nicht beweisen kann.

Auf alle Fälle verdient das Geschriebene jedenfalls eine kleine Betrachtung:

„Menschen verdrehen die Augen, fallen willenlos zu Boden, wachen irgendwann wieder auf – und können sich an nichts erinnern!“

Diese Beschreibung erscheint mir als besonders bemerkenswert, denn sie scheint mir gut Künzels Verständnis der Hypnose zu charakterisieren: Menschen fallen um und verdrehen die Augen, und vor allem: Sie werden willenlos! (Zumindest glaubt er das.)

„In Arnstorf gibt es Deutschlands einzige Hypnoseakademie.“

Es ist manchmal möglich, die Wahrheit zu sagen und dabei doch zu lügen. Die „Hypnoseakademie“, deren Inhaberin niemand anders als Künzels Frau Margot Fraunberger ist, ist natürlich keinesfalls die einzige Hypnose-Ausbildungsstätte in Deutschland. Sie ist vielleicht die einzige „Hypnoseakademie“, aber das liegt ganz einfach daran, daß Künzels Firma eben so heißt: „Hypnoseakademie“!

Da muß der Verfasser aber tief in Trance gewesen sein, daß ihm diese mißverständliche Formulierung nicht aufgefallen ist! (Daß er seine Leser ganz bewußt und mit Kalkül in die Irre führen wollte, wollen wir ihm natürlich nicht unterstellen!)

„Wolfgang Künzel, alias ‚Alexander Cain‘, über 30 Jahre als Showhypnotiseur unterwegs, verrät hier seinen Schülern, wie man Menschen blitzschnell in tiefe Trance versetzen kann.“

Hier geht es wohlgemerkt um die Zeit, in der Künzel als Showhypnotiseur „unterwegs war“, nicht darum, wie lange er sich mit Hypnose allgemein beschäftigt hat.

Da Künzel seit 2005 nur noch in Ausnahmefällen als Bühnenhypnotiseur auftritt, die Dreharbeiten 2008 stattfanden und Künzel im Januar 1965 geboren wurde, ist er demnach bereits mit ungefähr zehn Jahren „als Bühnenhypnotiseur unterwegs“ gewesen. Respekt!

Künzel hat jedoch nach eigenen Angaben erst 1990 seine Arbeit als Bühnenhypnotiseur aufgenommen (siehe sein Buch „Schlaf!“).
Er kann demnach allerhöchstens gut 15 Jahre lange als Showhypnotiseur aktiv gewesen sein, und mitnichten 30 Jahre oder gar noch länger!

All das weiß natürlich der normale Zuschauer jedoch nicht, wenn er den vollspurigen „Informations“-Text über Künzels TV-Auftritt liest.

Aber sicherlich ist die falsche Zeitangabe allein durch ein „Versehen“ entstanden, und sicher ist es reiner Zufall, daß Herr Künzel von diesem „Versehen“ profitiert, und sicher hat der „Wahrheitsfanatiker“ Künzel diesen Lapsus sehr bedauert. Gibt er sich doch zu gerne als großer Aufklärer und Saubermann.

„Auf der Straße und in einer Diskothek vor über 1000 Leuten müssen die Schüler zeigen, was sie von ihrem Meister gelernt haben.“

Herr Künzel ist halt nicht nur der Lehrer seiner Schüler, sondern auch gleich noch „ihr Meister“. Wie typisch mal wieder!

Gratulation Herr Künzel zu diesem schön sachlichen Informationstext! Mal wieder sauber gemacht, Herr Saubermann!

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