65. Künzels dummes Geschwätze mal wieder

An sich versuche ich ja immer, meine Worte mit Bedacht zu wählen. Aber manchmal muss ich mich beherrschen, über den Ex-Showhypnotiseur Wolfgang Künzel aka Alexander Cain nicht irgendwann etwas in der Art zu schreiben wie: „Mein Gott, ist dieser Mann dumm!“ Jetzt ist wieder mal so eine Situation eingetreten, in der es mir schwerfällt, mich noch einigermaßen „diplomatisch“ auszudrücken.

Eine Person mit psychosomatischen Beschwerden (falls sie kein Künzel-Strohmann ist), die an einer Hypnotherapie interessiert war, erkundigte sich im Forum der Hypnoseakademie nach klassischer und autosystemischer/selbstorganisatorischer Hypnotherapie. (Diese Person brachte dabei einiges durcheinander.) Sie überlegte sich, sich einer entsprechenden Behandlung zu unterziehen. Insbesondere erkundigte sie sich nach der klassischen Hypnose und deren angenommenen Vorzügen.

Man muss sagen, dass die meisten Antworten inhaltlich durchaus respektabel waren. Die antwortenden Forums-Mitglieder stellten heraus, dass es nicht so sehr auf die Methode ankommt wie auf das Eingehen auf die psychologische Dynamik, und dass ein psychosomatisches Problem (vermutlich) nicht auf einen Schlag zu lösen und wegzuhypnotisieren ist.

Hier wollte ich bereits anerkennend anmerken, dass Künzel wenigstens einmal darauf verzichtet hat, seinen Senf dazugeben, die „moderne Hypnose“ abzuqualifizieren und die (auch) von ihm gelehrte Form der Hypnose als das einzig Wahre darzustellen. Ich wollte Künzel also bereits vorsichtig dafür loben, dass er Rücksicht genommen hatte – Rücksicht vielleicht auf einen hilfesuchenden Patienten. Doch weit gefehlt. Gestern hat der selbsternannte beste Hypnotiseur Deutschlands doch noch etwas sagen müssen- auf die ihm eigene niveauvolle Art:

„Hahahaha. Hypnose ohne Trance…. wie alkoholfreier Schnaps, Sex ohne Höhepunkt, Orkan ohne Wind oder Gewürz ohne Geschmack. Ich fass es nicht. Und mit welcher Überheblichkeit ist modern=besser? Eine Miele-Waschmaschine hat man in 30 Jahre nicht klein bekommen. Heute bin ich froh wenn sie nach Ablauf der Garantiezeit noch läuft. Modern bedeutet nur der Gelpolitik angepasst, also das man viel mehr kassieren kann für viel weniger Leistung. Die klassische Form der Hypnose ist schnell und effektiv. Bedeutet man hat weniger verdient pro Patient. Modern funktioniert fast gar nicht, also kann man den Patienten abkassieren bis die Taschen leer sind…“  

Man muss achtgeben, dass man hier nicht etwas schreibt wie: „Was für eine dummes und primitives Geschreibsel! Und was sagt uns das über den Autor? Was für eine ahnungslose und arrogante Person der sein muss! Mit einem Wissen und Verständnis der Hypnose so klein wie ein Maulwurfshügel.“ Aber stattdessen will ich es lieber sachlich versuchen.

Dreierlei:

Erstens: Woher weiß Künzel eigentlich, dass „moderne“ Hypnose – was ist das eigentlich überhaupt? – so schlecht ist? Dass sie so ineffektiv und eine Geldmacherei ist? Woher weiß er, dass eine solch strikte Unterscheidung von klassischer und „moderner“ Hypnose überhaupt sinnvoll und möglich ist?

Hat Künzel vielleicht eine Studie zu der Frage durchgeführt? Oder hat er vielleicht wenigstens Erfahrungen zur Hypnose im Ericksonschen Stil und kann daher einen Vergleich wagen?

Doch wohl nicht. Künzel hat offensichtlich noch nicht mal ein einziges Buch von Erickson in den Händen gehalten – entsprechende Fragen in seinem eigenen Forum pflegt er ja zu ignorieren. Künzel ist sich so sicher, weil er sich so sicher ist. Für ihn ist es einfach selbstverständlich und ganz klar.

Einer Begründung oder eines Beweises bedarf es für ihn nicht. Künzel behauptet es, Künzel begründet es aber nicht. Aber in seiner quasi-psychotischen eigenen Welt, in der er lebt, muss Künzel auch nichts begründen oder beweisen und hat dennoch recht.

In Wahrheit widersprechen Künzel Behauptungen natürlich sowohl der allgemeinen Erfahrung wie diversen Untersuchungen- sie sind das dumme Geschwätze eines Mannes ohne jede Ahnung oder gar Praxis-Erfahrung zu diesem Thema. Ausführlich bewiesen habe ich dies in Art. 52.

Und inzwischen scheint es auch kaum noch jemanden zu geben – auch unter Künzels Schülern – der nicht längst durchschaut hätte, dass „der große Meister“ Unsinn redet. Sergio hat sich ohnehin längst emanzipiert, Korkut auch, und auch Thomas N. scheint die Dinge realistisch einzuschätzen. Dass Künzel einfach immer wieder versichert, dass alles so ist, wie er es behauptet, überzeugt auf Dauer eben nicht.

Tatsächlich geht es Künzel darum, sich selbst aufzuwerten, indem er andere abwertet – eine Strategie, derer er sich ja dauernd bedient. Indem er auf die „moderne Hypnose“ und die Ärzte und Psychologen einprügelt, kann er an der ans Absurde grenzenden Überzeugung eigener Überlegenheit festhalten.

Im konkreten Fall allerdings verunsichert Künzel womöglich (potentielle) Patienten und schadet ihnen. Er entmutigt sie, und da die Erwartung für den Therapieerfolg eine wichtige Rolle zu spielen scheint, ist dies unverantwortlich. Ganz davon abgesehen schadet Künzel somit natürlich auch der Hypnose insgesamt. Künzel würde natürlich sagen, dass er nur die Wahrheit verkündet; dann sollte er aber auch irgendein Argument oder einen Beleg liefern – und genau das kann er ja nicht.

Künzel lebt hier seine Selbstbestätigung auf dem Rücken von Hilfesichenden aus, die ohnehin verunsichtert sind und Probleme haben. Es sind Leute, die sich von dem Forum Klarheit und Unterstützung erhoffen – und nicht Irreführung und weitere Verunsicherung. Aber der mögliche Schaden für andere interessiert einen eiskalten Narzissten, der nur an seiner eigenen eingebildeten Grandiosität interessiert ist, natürlich nicht.

Zweitens:

Hypnose ist ein weiter Begriff. Innerhalb der Ericksonschen Hypnose existiert ein weites Spektrum an Techniken – teilweise durchaus solche, die  mit Trance im engeren Sinne arbeiten, teilweise aber auch solche, die auf Suggestion außerhalb von Trance gründen. Dabei kann man das Vorgehen natürlich im konkreten Fall an den Klienten/Patienten anpassen. Diese Flexibilität ist durchaus sinnvoll. Bereits Braid hatte gewusst:

„Hypnotische Phänomene können induziert werden, ohne dass die Subjekte einen Zustand durchlaufen haben, der auch nur oberflächlich an Schlaf erinnert.“  [„Hypnotic phenomena might be induced without the subject having passed through any condition resembling sleep.“]

Braids selbsternannte „Reinkarnation“ Wolfgang Künzel (Art. 1) hat das offenbar vergessen – wie so manches, was Braid noch wusste. Auch Bernheim und andere Hypnotiseure hatten erkannt, dass alle Arten von hypnotischen Phänomenen sich auch ohne vorhergehende Induktion und Trance induzieren lassen, und er hatte auch von Fällen berichtet, in denen insbesondere auch therapeutische Suggestionen eine große Wirkung hatten, obwohl keinerlei „Trance“ induzierbar war.

In den 60er Jahren  des letzten Jahrhunderts und danach bestätigten der amerikanische Hypnose-Forscher T.X. Barber und seine Mitarbeiter diesen Befund durch systematische Experimente. Durch positive Motivation konnte eine Suggestibilität bei „wachen“ Personen erreicht werden, die so hoch ist wie die nach einer formellen Induktion. Dabei müssen die betroffenen Personen sich auch nicht „hypnotisiert“ fühlen, während sie auch auf schwierige Suggestionen reagieren. Kirsch, Mazzoni, Roberts, Dienes, Hallquist, Williams und Lynn beispielsweise ließen Probanden positive und negative Farbhalluzinationen erzeugen – ohne, dass die Probanden dabei „in Trance gerutscht“ wären.

Der Autor dieser Zeilen kann persönlich bestätigen, dass es möglich ist, auch schwierigste hypnotische Phänomene effektiv „ohne Trance“ zu induzieren. Übrigens hatte auch Erickson sich manchmal eines entsprechenden Vorgehens bedient, oft auf geschickte Weise, und auch Bandler und Grinder hatten erkannt, dass Suggestionen auch ohne Trance wirken können.

All dies hat dazu geführt, dass Hypnose teilweise informeller gehandhabt wird als früher und die Grenzen zwischen „Trance“ und „Kommunikation“ als fließend wahrgenommen werden. Dies bedeutet nicht, dass eine klassische gute Trance mit Entspannung und Absorbiertsein nicht in vielen Fällen günstig wäre. Es zeigt sich aber, dass sie auch nicht immer nötig ist. (Ein ausführlicher deutschsprachiger Artikel zum Thema findet sich HIER.)

Seit einigen Jahren existiert auch ein ins Deutsche übersetztes und online frei zugängliches und praxisorientiertes Buch des amerikanischen Mentalmagiers und Hypnotiseurs James Rolph: „Hypnose jenseits des Trancemythos„. Rolph streitet darin keineswegs den Wert der Trance ab, kommt aber ähnlich wie schon Bernheim und Bramwell zur Überzeugung, dass Trance nur ein Phänomen der Hypnose ist, und dass Hypnose allgemeiner ist und nicht auf Trance angewiesen.

Man kann natürlich über vieles streiten bzw. kontrovers diskutieren. Aber eine andere Meinung zu haben ist etwas anderes als einfach unwissend zu sein. Und ein Künzel weiß offenbar von all dem Gesagten überhaupt nichts. Und er will es auch nicht wissen. Denn wenn man total lernunfähig ist und eh alles besser weiß, dann bleibt man eben immer auf dem Stand, auf dem man angefangen hat. Und genau so ist es mit Künzel. Aber über dasjenige spotten und unqualifiziert Häme ausgießen, wovon er nicht den leisesten Dunst hat: Das immerhin kann er.

Und dass Künzel keineswegs nur im Bezug auf die „moderne Hypnose“ höchst inkompetent ist, sondern auch von klassischer Hypnose erschreckend wenig weiß, habe ich in mehreren Artikeln in diesem Blog ausgeführt und klar belegt, so dass ich hierzu nichts mehr sagen muss. Aber glauben, man sei der Begründer der deutschen Hypnoseforschung (Art. 2 )!

Und drittens und vielleicht am wichtigsten: „Selbstorganisatorische Hypnose“ (nach Götz Renartz) bedeutet ohnehin nicht oder nicht primär „Hypnose ohne Trance“. Eher schon verzichtet man bei der „hypnosystemischen Therapie“ nach Gunther Schmidt auf Trance – oder vielleicht besser: auf formelle Hypnoseeinleitungen.

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