69. Aus drei mach zwei mach eins

Aus Art. 68 ist uns ja bereits „bekannt“, dass der ehem. Showhypnotiseur Wolfgang Künzel aka Alexander Cain  die deutsche Hypnose-Szene mit seiner Gattin zusammen praktisch im Alleingang begründet hat. Doch eigentlich kommt ihm der Ruhm nur ihm selbst zu:

Um dies zu würdigen, muss man sich kurz die Entwicklung vor Augen führen. Einst hieß es noch (siehe Art. 2):

“Erst im Jahr 2002, als in Deutschland von Margot Fraunberger mit meiner Mithilfe ‘Die Hypnoseakademie’ gegründet wurde und kurz darauf mit Franz Xaver Huber aus der Schweiz ein weiterer Verfechter der klassischen Techniken hinzukam, gab es wieder regelmäßige Ausbildungen und Forschung, insbesondere auch auf wissenschaftlich noch nicht belegbaren Gebieten betreffend der uralten Techniken in Deutschland.“

(Nur „kursive“ Hervorhebung ist durch mich – „fette“ Hervorhebung besteht i. Orig.)

Damals also, so möchte man meinen, war offenbar noch Margot Fraunberger, Künzels „bessere“ Hälfte,  die „Hauptverantwortliche“ für den Siegenzug der „einen wahren“ Hypnose. Künzel, so suggeriert der Text,  war wohl eher ihr Zuarbeiter. Und des Weiteren erfahren wir, dass auch Franz X. Huber eine herausgehobene Rolle spielte. Dass die Zurückhaltung auf Künzels Seite von Anfang an eher geheuchelt als ehrlich gemeint war, wird aus der nachfolgenden Entwicklung noch deutlich werden.

Zuerst einmal wurde Franz Xaver Huber „eliminiert“, und zwar vollständig. Nachdem er sich „erdreistet“ hatte, die Zusammenarbeit mit Künzel einzustellen, wurde er einfach aus dessen Universum gestrichen. „Damnatio memoriae“ nennt man das. Künzels offizielle „Geschichte der Hypnose“ (Art. 31) wurde zu diesem Zwecke sogar extra umgeschrieben. Anstatt der oben zitierten Passage lesen wir nun:

„Erst im Jahr 2002, als in Deutschland von Margot Fraunberger mit meiner Mithilfe ‚Die Hypnoseakademie‘ gegründet wurde und kurz darauf weitere Verfechter der klassischen Techniken hinzukamen, gab es wieder regelmäßige Ausbildungen und Forschung, insbesondere auch auf wissenschaftlich noch nicht belegbaren Gebieten betreffend der uralten Techniken in Deutschland.“

[Nachtrag: Entgegen meiner Vermutung, dass Künzel Herrn Huber aus dem Wunsch nach Vergeltung „gestrichen“ hat, hat HerrHuber nach eigenen Angaben selbst eine solche Änderung verlangt.]

Und noch dreister wird es auf der Homepage der „Hypnoseakademie“ (vgl. Art. 68), wo es unumwunden heißt: „Wir haben die heutige Hypnose-Branche gegründet!“

Huber musste also verschwinden; aus drei mach zwei. Aber damit nicht genug. Seitdem Herr Künzel mit Frau Stange zusammen ist – rein geschäftlich versteht sich – scheint die gute Margot nur noch am Rande vorzukommen. Auf Facebook lässt Künzel uns nämlich wissen:

„Immer wieder höre ich: ‚Was soll ich als einzelner Mensch denn nur machen…? Ich kann doch alleine nichts ändern…‘ So? Wirklich? Ich habe die Welt verändert, als ich 2001 beschlossen habe, Die Hypnoseakademie zu gründen. Seitdem haben wir tausende Hypnotiseure ausgebildet. Die gesamte heutige Hypnoseszene in Deutschland und zum Teil auch in Österreich und der Schweiz beruht auf dieser Entscheidung und inzwischen lehren die Schüler der Schüler meiner Schüler… Dabei wurde tausenden von Menschen geholfen und gerade bildet sich wieder eine Gruppe in ‚Ängste und Phobien‘ bei uns weiter. Also es geht doch! Man muss nur den ersten Schritt tun. Ohne den wird man nie ein Ziel erreichen… Auf geht’s! Ich hingegen bin auch nicht stehen geblieben. Zusammen mit Steffi Stange begründe ich gerade eine neue spirituelle Szene. Elobrain Akasha Reading® und Akasha Healing® sind die neuen Zauberwörter!“

Zwar heißt es an einer Stelle noch „wir“, aber meistens lauten die Pronomina „ich“ und „mein“, und es ist aus dem Text offensichtlich, dass Künzels Bewunderung und Hochachtung vor allem ihm selbst gelten – wie so oft. Aus zwei mach eins: Margot Fraunberger, einst die zentrale Figur in der (jüngeren) Historie der Hypnose, wird nun nicht mal mehr namentlich erwähnt. Künzel selbst ist nun der Mittelpunkt der Hypnose: ihr eigentlicher Begründer in seinem früheren Leben (Art. 1) und ihr Neubegründer im jetzigen. Man könnte es auch so formulieren: Künzel ist der Anfang und das Ende der Hypnose,  der Erste und der Letzte, das Alpha und das Omega.

Und auch Frau Stange wird mit den zitierten Formulierungen auf die Statisten-Rolle verwiesen, während Künzel sich erneut anschickt, die Welt mal wieder aus den Angeln zu heben.

Was soll man eigentlich noch dazu sagen? Dass Künzel tatsächlich anfangs einen relativ großen Anteil  der Interessierten ausgebildet und insoweit tatsächlich gewisse Verdienste erworben hat, dass aber natürlich bei Weitem nicht alle Hypnotiseure oder Ausbilder bei ihm oder seinen Schülern gelernt haben? Dass mir auf Anhieb eine ganze Reihe von Hypnotiseuren einfällt, die nie mit ihm zu tun hatten? Dass es schon lange systematische Hypnose-Ausbildungen gab, wenn auch teilweise nur für Mediziner, und im Fall der Deutschen Gesellschaft für ärztliche Hypnose und Autogenes Training (DGÄHAT)  sogar eine eher klassisch orientierte? Oder dass viele Leute, die bei Künzel ein Seminar gemacht haben, dann auch bei anderen Anbietern (die nicht von Künzel „herkamen“) eine Ausbildung genossen haben?

Oder dass es albern ist, Gräben zwischen klassischer und Ericksonscher Hypnose aufzureißen – noch dazu, wenn man, wie das offensichtlich bei Künzel der Fall ist, noch nie im Leben auch nur eine einzige Zeile von Erickson gelesen hat, geschweige denn irgendwelche Praxis-Erfahrung damit hat (Art. 52)? Oder sollte ich einen Kollegen zitieren, der mir kürzlich schrieb, dass Künzel zwar tatsächlich Teile der heutigen Hypnose-Landschaft mitgeprägt hat, dazu aber anmerkt: „Ganz unrecht hat er nicht: Die aktuelle Hypnoseszene hat er in der Tat mitzuverschulden. Aber ob das nun wirklich eine Auszeichnung ist ??“

Aber das würde alles nicht viel helfen. Denn Künzel braucht das Gefühl, enorm bedeutend zu sein (Art. 67). Und diese vermeintliche Grandiosität kann er auch nicht mit anderen teilen. Aus drei mach zwei mach eins. Es kann schließlich nur eine Allergrößten geben. Und der heißt „Wolfgang Künzel“.

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