62. Herr Künzel und die Medizin

Wie wir alle ja bereits wissen, war der ehem. Showhypnotiseur Alexander Cain alias Wolfgang Künzel früher einmal Arzt. Nämlich in seinem damaligen Leben als James Braid, in dem er dann gleich auch noch die Hypnose und Hypnotherapie erfunden hat (Art.1). So verwundert es dann auch  nicht, dass Künzel auch heute noch eine besondere Affinität zu medizinischen Themen besitzt und immer wieder gerne seine Ansichten zum Besten gibt.

Gegen Künzels Interesse an der ärztlichen Kunst wäre an sich ja auch nichts einzuwenden. Nur leider scheint Künzel von Verschwörungstheorien mehr zu verstehen als von der Sache selbst. Damit möchte ich natürlich keineswegs abstreiten, dass es teilweise auch guten Grund für Kritik an und ein gewisses Misstrauen gegenüber der Medizin geben mag; aber nicht jede Kritik ist auch eine qualifizierte Kritik.

Vor einiger Zeit teilte Künzel uns wieder einmal einige seiner „Einsichten“ mit, was ich nervig genug finde, um das mal etwas zu kommentieren.

„Die Schulmedizin ist erstens keine Wissenschaft. Wer das nicht glaubt, soll sich vor dem Herumschreien erst einmal informieren bitte.“

Nun, „herumschreien“ tun in Künzels Wahrnehmung ja eh immer nur die anderen – vor allem die, die nachdrücklich eine andere Meinung vertreten als er selbst oder gar noch Kritik an ihm zu äußern wagen. Aber „informieren“ ist ein gutes Stichwort! Wie eigentlich fast immer bleibt Künzel uns auch diesmal jeden Beleg für seine Behauptungen schuldig und nennt auch keine Quellen, durch die wir uns (in seinem Sinne) schlau machen könnten. Wir müssen ihm eben glauben – oder eben auch nicht. Aber dann davon sprechen, dass Medizin nicht „wissenschaftlich“ sei…

„Es beruht also vieles auf Vermutungen und viele dieser Vermutungen sind sogar wiederlegt. Doch will das keiner wissen.“

Ich schon, Herr Künzel. Wenn Sie gute Argumente oder Belege haben, nehme ich die gerne zur Kenntnis. Nur die geben Sie uns ja leider nie. Eine Einschränkung muss ich allerdings hinzufügen: Ich bin kein Mediziner und kann daher nicht alles kompetent beurteilen – genau so wenig wie Sie. Aber ich würde mir die beste Mühe geben, wenn Sie mich nur ließen!

„Krankheiten werden als Krankheit definiert im ICD-10.“

Es heißt die ICD-10 („International Classification of Diseases“). Sehen Sie mir die Kleinlichkeit nach, aber ich sage es Ihnen deswegen, weil Sie und Ihre geschätzte Gattin diesen Fehler ständig machen – etwa wenn Sie mal wieder äußern, dass sich für Ihre Kritiker sicher (psychiatrische) Diagnosen „im“ [!] ICD finden ließen.

„Wenn morgen einer definiert, dass der Ausspruch des Wortes „äh“ eine Störung darstellt, dann ist jeder auf einmal behandlungsbedürftig.“

Und wenn morgen die Astrophysiker festlegen, dass Sie, werter Herr Künzel, ein neuer Planet sind, dann würden Sie eben als Planet klassifiziert werden. Ist das ein Problem? Doch wohl in der Praxis nicht. Und im Normalfall sind die medizinischen Diagnosen doch einigermaßen unstrittig und rational nachvollziehbar – oder nicht? (Eine gewisse Ausnahme bilden die psychiatrischen Störungsbilder, um die es durchaus Kontroversen gibt.) Und irgendwie einigen und verständigen müssen sich eben auch die Mediziner.

„Da in der Schulmedizin eine Seele nicht existiert, ist auch klar, dass so etwas herauskommt.“

Worauf bezieht sich das „so etwas“? Darauf, dass die Ärzte die ICD-10 benutzen? Oder was genau meinen Sie? Und wo soll da irgendein logischer Zusammenhang zum Verhältnis der Medizin zur Seele bestehen?

Und natürlich kennt bzw. anerkennt die Medizin die „Seele“. Die Medizin umfasst auch eine Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, also Disziplinen, die sich gerade auf die seelische Gesundheit beziehen! Allerdings ist es für die Medizin aus methodischen Gründen nicht möglich – und es ist auch nicht ihre Aufgabe -, festzulegen, was die Psyche/Seele an sich genau ist und in welchem Verhältnis sie etwa zu körperlichen Prozessen steht.

„Da ein Schulmediziner in der Uni in erster Linie auswändig lernen muss, muss ich von einem Arzt nicht unbedingt erwarten, dass er über das Gelernte nachdenkt.“

Na ja, lieber Herr Künzel, mit dem Nachdenken ist das ja so eine Sache. Sie selbst stellen ja ständig irgendwelche Behauptungen auf, ohne uns auch nur den Schwanz eines Argumentes zu präsentieren. Wenn Sie gar nicht mehr weiterwissen, weil jemand mal nachhakt, berufen Sie sich auf Ihre Erfahrung, ohne dabei aber irgendwie konkret zu werden (vgl. Art. 54, 56, 61). Die Kritik an den Ärzten aus Ihrer Feder erstaunt daher, mein lieber Künzel!

„Die das tatsächlich tun, bekommen großen Ärger an der Uni.“

Das wissen Sie natürlich ganz genau – und vor allem in dieser Allgemeinheit. Umso mehr beruhigt es, dass man wenigstens in Ihrem Forum nachdenken, Ihre Lehre hinterfragen  und Sie ggf. auch ungeniert kritisieren darf. Und dass man da keinen „großen Ärger“ bekommt – nicht wahr (Art. 53)? Aber ne, da bring ich wohl was durcheinander! Man sollte ja nur diejenigen kritisieren, die es verdienen. Und da gehören Sie ja nun nicht dazu. 🙂

„Also ist so ungefähr das Unglaubwürdigste was ich mir vorstellen kann, ein Schulmediziner.“

Das haben Sie mal schön gesagt. Die Mediziner lernen alle irgend so einen unwissenschaftlichen und oft schon längst widerlegten Blödsinn auswendig, denken nicht nach und kriegen Riesen-Ärger, wenn sie es doch mal tun. Daher sind die alle „das Unglaubwürdigste“, was es gibt – vor allem, wenn es um medizinische Themenbereiche geht. Wer sind dann die eigentlich kompetenten Ansprechpartner? Na, Leute wie Sie, mein lieber Herr Künzel; Leute die ihr profundes Fachwissen mit einem kritischen Geist zu verbinden wissen! 🙂

Dazu würde mir aber doch noch eine Frage einfallen, die ich Ihnen schon in Art. 56 in ähnlicher Form gestellt habe, auf die ich aber noch immer keine Antwort erhalten habe. Nehmen wir an – was ich niemandem wünsche, auch Ihnen nicht – Sie hätten einen schweren Unfall und müssten sofort auf die Intensivstation. Würden Sie sich dann weigern, weil die Ärzte dort „das Unglaubwürdigste“ sind, das Sie sich in Sachen Gesundheit überhaupt vorstellen können?

Eines scheint mir ziemlich auf der Hand zu liegen: Künzel hegt eine ausgeprägte Hassliebe gegenüber den Medizinern, bestehend aus einer Mischung aus offener Verachtung bei gleichzeitiger heimlicher Bewunderung – und dem Wunsch nach Anerkennung durch die Ärzte.

„Insbesondere, weil nach der Uni die Meinung der Pharmaindustrie Gottes Wort wird. Das ist also ein schlechter Gesprächspartner, wenn er nicht schon selbst solche Dinge erlebt hat. „

Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, auf was der Ausdruck „solche Dinge“ referiert, möchte ich fragen, woher Sie das so genau wissen, Herr Künzel: Dass die böse-Pharma-Industrie alles bestimmt und an den Unis nur nachgeplappert wird. Nun könnte man natürlich fragen, ob Sie das in dieser Pauschalität einigermaßen belegen können. Und man könnte beispielsweise auf prominente medizinische Fachliteratur verweisen, in der Forschungen oder Aktivitäten der Pharmaindustrie kritisiert werden.

Soviel Hinterfragen, Differenzieren und Pochen auf Belege wäre aber doch viel zu langweilig! Nein, die Welt ist schwarz und weiß und einfach strukturiert: Die Pharma-Industrie ist Scheiße und die Ärzte sind alle ihre Sklaven und daher auch Scheiße. Es gibt ein klares „Gut und Böse“, das sich stets ganz einfach erkennen und zuordnen lässt, wobei Sie, Herr Künzel, selbstredend ganz besonders gut sind. So einfach ist das in Ihrer Welt, in der Grautöne nicht vorgesehen sind.

Wissen Sie, ich beneide Sie irgendwo sogar etwas. Ich denke, dass alles viel einfacher ist mit einer solchen Einstellung – zumindest auf den ersten Blick. Dumm nur, dass die Welt eben tatsächlich nicht ganz so einfach ist, sondern unglaublich komplex und vielgestaltig, und dass Grauschattierungen weit häufiger zu finden sind als ungetrübtes Schwarz oder Weiß.

„Warum ist die Infektionstheorie immer noch nicht belegt?

Nun, lieber Herr Künzel, die Medizin würde antworten, dass die Infektionstheorie bestens belegt ist. Ich weiß auch nicht, wieso Sie das in Abrede stellen. Aber doch, Sie wurden in Ihrem Forum danach gefragt und haben – das muss ich Ihnen sogar zugutehalten – die Frage auch eindeutig beantwortet: Kurz, klar und falsch.

“Würde die Infektionstheorie noch Infektionstheorie heißen, wenn sie bewiesen wäre? Gibt es eine Theorie, die nach dem Beweis noch Theorie heißt?
Daher nennt man eben keine bewiesenen Behauptungen noch Theorie, da das ein Widerspruch in sich wäre….Die Relativitätstheorie ist übrigens auch nicht bewiesen. Daher heißt auch sie noch ‘Theorie’.”

Darauf hatte ich Ihnen im Art. 55 geantwortet und u.a. aus einer Quelle zitiert, die da völlig zurecht schreibt:

“Laien missverstehen oft die Sprache, die von Wissenschaftlern benutzt wird…Wenn es von etwas heißt, dass es ‘nur eine Theorie’ ist, dann bedeutet das in der Laien-Sprache gewöhnlich, dass es nur eine Vermutung und unbewiesen ist…Aber in der wissenschaftlichen Begrifflichkeit ist eine Theorie eine Erklärung für ein Phänomen, die allgemein als wahr akzeptiert wird, weil sie durch eine große Menge empirischer [„erfahrungsmäßiger“] Evidenz gestützt wird.”

Da Sie keinen weiteren Grund nennen, warum die Infektionstheorie unbewiesen sein soll, ist davon auszugehen, dass allein dieses Missverständnis die Ursache Ihres Irrtums ist. Wie Sie sehen, lieber Herr Künzel, sind die anderen gar nicht immer alle so unwissend und dumm. Manchmal lösen sich Unklarheiten auch einfach dadurch auf, dass man sich über ein Thema erst einmal etwas informiert, bevor man darüber spricht und schreibt.

„Warum ist das HI-Virus (AIDS) nicht nachgewiesen?…..Meines Wissens nach, ist AIDS ein Symptomkomplex. Wenn also bei einem angeblich HIV-infizierten eine Reihe von Symptomen eintreten, ist die Diagnose AIDS. Welche Symptome das sind, kann man in den unerwünschten Wirkungen der verschriebenen Medikamente nachlesen. *hüstel* „

Das ist genau die These derjenigen, die die Existenz von AIDS als einer vom humanen Immunschwäche-Virus ausgelösten Erkrankung abstreiten. Allerdings gehen Sie besonders weit: Die AIDS-Medikamente, die anerkanntermaßen in den letzten Jahren zu einem längeren Leben und mehr Lebensqualität geführt haben, erklären Sie also zur wahren Ursache von AIDS.

Entsprechende oder ähnliche Texte gibt es, und sie lesen sich für den med. Laien – ein solcher bin auch ich – durchaus plausibel. Andererseits existieren genug mindestens genau so plausibel klingende Texte, die zu beweisen suchen, dass das HI-Virus eben sehrwohl existiert und auch nachgewiesen wurde.

Zwar verlinke ich diese Seite etwas ungern, hier aber doch:

http://www. esowatch.com/ge/index.php?title=HIV/AIDS-Leugnung [Bitte Leerzeichen entfernen]

Aber vermutlich hat Künzel sich nie wirklich mit der Sache (AIDS) beschäftigt und will die Argumente der Gegenseite auch nicht hören. Ohne sich jedoch wirklich ernsthaft und gründlich mit der Materie auseinanderzusetzen, ist es natürlich unmöglich, den Wahrheitsgehalt und die Überzeugungskraft der jeweiligen Argumentationen fundiert zu prüfen. Es ist hier in gewisser Weise wie mit der Hypnose: Wer sich nicht wirklich in das Thema eingearbeitet hat, dem kann man vieles überzeugend verkaufen. Ohne entsprechendes Wissen kann der Laie aber nichts wirklich beurteilen und eben nur glauben, was ihm vorgesetzt wird, auch wenn ihm das nicht unbedingt bewusst ist. (Und wer sich wirklich informiert, sieht dann, wieviel Falsches oft gesagt wird – gerade auch von Künzel.)

Es bleiben dem medizinischen Laien – und zu denen dürfte Herr Künzel bei der Immunologie mindestens so zählen wie ich – daher nur drei Möglichkeiten übrig: a) Er glaubt das, was nahezu alle Fachleute sagen. b) Er enthält sich eines Urteils. c) Er glaubt der verschwindend kleinen Minderheit.

Eine Glaubenssache ist es also auf jeden Fall, es sei denn, man informiert sich gründlich; wobei neben dem „blinden Glauben“ auch ein rational begründeter existiert. 

Wahrscheinlich, wenn auch nicht völlig sicher, ist natürlich, dass die große Mehrheit der Ärzte recht hat. Aber die Entscheidung, was man glaubt, hängt natürlich auch davon ab, was man glauben will. Wenn jemand wie Künzel ohnehin „weiß“, dass alle Welt – außer er selbst natürlich – beschissen ist und einen immer nur anlügt und „verarscht“, dann wird er natürlich diejenige Variante bevorzugen, die seine Weltsicht bestätigt und am „verschwörungstheoretischsten“ rüberkommt.

Denn wenn er schon nicht zu denjenigen gehören kann, die beispielsweise in der Medizin „den Ton angeben“, so will Künzel die entsprechenden Leute wenigstens „entlarven“ und auf sein eigenes Maß zurechtstutzen. Die anderen sollen auch nicht mehr wissen oder kompetenter sein als er selbst. Die ganzen Ärzte dürfen selbst in Sachen Medizin Künzel keinesfalls „überlegen“ sein. Deshalb müssen sie auch aus hörigen und völlig denkunfähigen Lakaien der Pharmaindustrie bestehen. Und die Medizin darf daher auch keine Wissenschaft sein. Die Trauben sind sauer.

Und so wird Künzel sich im Zweifelsfall wohl auch immer gegen den Konsens der Experten und für eine Verschwörungstheorie entscheiden – auch wenn er die relevanten Argumente eh nicht beurteilen kann. So kann er den Experten ihre Expertise absprechen und sich zu ihnen hoch erheben, ja, sich über sie erheben, indem er sie nach unten zieht. Er, Wolfgang Künzel, weiß es allemal besser als die vermeintlichen Fachleute, und er sagt im Gegensatz zu ihnen die Wahrheit. Denn Künzel lässt nichts und niemanden gelten, sofern dadurch nicht auch sein eigenes Geltungsbedürfnis bedient wird (siehe auch Art. 40 und 44).

Dabei ist doch jeder Mensch einzigartig und besitzt seine ganz eigenen Qualitäten – auch Wolfgang Künzel. Eine gesunde Einstellung ermöglicht es, sich selbst und daher auch andere Menschen zu respektieren. Niemand sollte es nötig haben, andere klein zu machen, um sich selbst ein klein wenig größer fühlen zu können.

„Warum werden neu geborene Babys gleich zigfach geimpft, obwohl laut Schulmedizin das angebliche Immunsystem erst mit einem Jahr gebildet wird?

Das ist natürlich mal wieder Blödsinn, und um das herauszufinden, hätte Künzel nicht mal groß recherchieren müssen. „Medizininfo“ führt zum „angeblichen“ [!] Immunsystem des Säuglings dies aus:

„So ist das Neugeborene in den ersten zweieinhalb bis drei Monaten durch mütterliche Antikörper geschützt. Ab diesem Zeitpunkt sorgt der kindliche Organismus für die Produktion von Antikörpern. Das ist auch der Grund, warum in diesen Zeitraum die ersten Impfungen durchgeführt werden. Sie ermöglichen es dem Kind, Antikörper gegen schwerwiegende Erkrankungen zu bilden.“

Das ist halt das Problem mit Künzel: Wenn er irgendwo mal was falsch aufgeschnappt hat, was seiner „paranoiden“ Grundhaltung entspricht und in sein misanthropisches Weltbild passt, dann glaubt er es auch. Recherchieren? Überprüfen der Informationen auf Genauigkeit und Akkuratheit? Vielleicht gar gegenteilige Meinungen einholen? Für seine eigenen Behauptungen nachprüfbare Belege liefern? Fehlanzeige!

„Wo befindet sich im Gehirn das Bewusstsein? Und wenn nicht im Gehirn, wo dann?“

Lieber Herr Künzel, man könnte und müsste bereits schauen, ob solche Fragen, die eine räumliche Extension des Bewusstseins voraussetzen,  überhaupt sinnvoll sind, zumal in dieser Form. Oder ob sie nicht bereits auf Kategorienfehlern beruhen – so  wie etwa die Fragen „wie breit ist ein Gedanke in Mikrometern?“ oder „wie schwer im Milligramm ist das Gefühl des Staunens“? Aber vielleicht sehen Sie das sogar.

Aber viel wichtiger für uns ist hier, dass das überhaupt keine medizinischen Fragen sind!

Es sind streng genommen noch nicht mal Themen der Hirnforschung im Sinne einer empirischen Grundlagenwissenschaft. Das gehört vielmehr in die Philosophie des Geistes. Eine empirische bzw. naturwissenschaftliche Forschung kann diese Probleme aus methodischen Gründen prinzipiell nicht klären (wenn eventuell auch durchaus wichtige Hinweise liefern).

Wenn ein Mediziner zu grundlegenden Fragen über die Natur des Geistes definitive Antworten gibt, dann spricht er genau genommen nicht mehr als Mediziner. Er kann natürlich eine eigene Meinung haben, aber es ist dann nicht mehr „die Medizin“, die sich durch seinen Mund artikuliert. Kann man daraus, dass bestimmte Fragen eben nicht „medizinischer“ Natur sind – und „die Ärzte“ sie daher auch nicht beantworten – „der Medizin“ einen Strick drehen? Aber doch wohl kaum. Übrigens haben Ärzte verschiedene Auffassungen zu dem Thema – wie auch Neurowissenschaftler oder Philosophen.

So ist das eben, wenn man alles kritisiert, aber von nichts eine Ahnung hat! Weil man sich keinen Millimeter weit in die entsprechenden Sachthemen eingearbeitet hat! Weil alle anderen ja eh keinen Schimmer haben, sondern denkunfähige und hypergehorsame Idioten sind, von denen man sowieso nichts lernen kann! Weil man ja selbst eh immer schon von Anfang an alles besser weiß! Weil man ja ohnehin das Rad gerade so gut neu erfinden kann! Weil man eigenständiges und kritisches Denken mit vollendeter Ignoranz und gründlichster fachlicher Unbelecktheit verwechselt!

„Warum ist die Infektionstheorie immer noch nicht belegt?

Warum ist das HI-Virus (AIDS) nicht nachgewiesen?

Warum werden neu geborene Babys gleich zigfach geimpft, obwohl laut Schulmedizin das angebliche Immunsystem erst mit einem Jahr gebildet wird?

Wo befindet sich im Gehirn das Bewusstsein? Und wenn nicht im Gehirn, wo dann?

Das sind nur vier Fragen, mit denen man einen Schulmediziner zum Weinen bringt.“

Das einzige, was einen hier zum Weinen bringen kann, ist diese Mischung aus Unwissenheit und Überheblichkeit, die bestimmte selbsternannte „große Meister“ allerorten an den Tag legen!

„Wenn es doch so ist, wie die Schulmedizin sagt, warum funktioniert dann Hypnose oder noch besser: biomatrix®?“

Was sagt die Schulmedizin denn? Fassen Sie doch wenigstens mal präzise in Worte, was genau Sie denn zu kritisieren gedenken; welche Auffassungen der Schulmedizin es genau sind! Und belegen Sie dann im nächsten Schritt, dass „die Medizin“ das wirklich so sagt!

Und wieso sollte denn irgendein Widerspruch zwischen Schulmedizin und Hypnose bestehen? Tatsächlich anerkennt doch auch die Medizin die Wirksamkeit der Hypnotherapie, wenn vielleicht auch noch nicht ausreichend. Oder wo besteht der Gegensatz zwischen Medizin und biomarix – pardon: biomatrix®  (und ähnlichen Methoden)?

Wenn die Medizin behaupten würde, dass nur physische Therapie-Methoden erfolgreich sein können, dann bestünde in der Tat  eine Unvereinbarkeit. Das behauptet die Medizin aber nicht, und wenn einzelne Mediziner es doch tun mögen, dann werden sie wohl kaum irgendwelche Beweise dafür bieten können. Denn die medizinischen Forschung hat ganz sicher nicht die Unwirksamkeit etwa der Hypnose beweisen – im Gegenteil!

Wieso konstruieren Sie, Herr Künzel, Widersprüche, wo gar keine sind, und unterschieben „der Medizin“ Positionen, die sie gar nicht vertritt? Wollen Sie sie pauschal negativ sehen können?

Aber auch das wäre wieder typisch für Sie: Irgendwo hat mal irgendein Arzt etwas Bestimmtes gesagt – also behauptet nun „die Medizin“ das. Es ist genau dieses unkritische Denken, das Sie von einem Fehlschluss zum nächsten führt.

„Das Parasiten, Pilze und Bakterien, die man in den Körper einbringt, nicht unbedingt immer gut sein müssen, davon gehe ich aus.“

Menschheit, aufgemerkt! Der große Alexander Cain alias Wolfgang Künzel hält es immerhin für möglich, dass Parasiten, Bakterien und Pilze nicht unbedingt immer gut sein müssen! Die zahlreichen Wissenschaftler, die Jahre und Jahrzehnte auf dem Gebiet geforscht haben, können erleichtert aufatmen! Vielleicht ist ihre Arbeit doch nicht vollkommen sinnlos! Sie wird immerhin durch Künzels Bauchgefühl bestätigt!

„Mit Viren habe ich so ein Problem. Wieso macht ein Sender wie National Geographics eine Sendung über Viren, die eine absolute Verarsche ist? Haben die das nötig, wenn es das gibt? Das habe ich nämlich gesehen. Da ging es schon los mit „Unter dem Elektronenmikroskop sehen wir die Viren“. Gezeigt wurden farbige, herumwuselnde Amöben und ein Lichtmikroskop. Völliger Unfug. Wie wenn im Hochvakkuum unter Elektronenbeschuß irgendetwas farbiges herumwuselt, wenn technisch bedingt sowieso nur s/w-Darstellung möglich ist.“

Ich will jetzt gar nicht erst damit anfangen, dass man natürlich durch entsprechende Verfahren die Bilder des Elektronenmikroskops auch farbig darstellen kann. (Wen es genauer interessiert, der sehe z.B.  HIER und HIER.) Und ich will auch nichts weiter dazu sagen, dass jedenfalls das Raster-Transmissions-Elektronen-Mikroskop durchaus bewegte Bilder erlaubt. Und auch nichts dazu, dass Elektronenmikroskope heute oft ziemlich klein sind und an besonders große Lichtmikroskope erinnern. Und ich will auch nichts weiter dazu schreiben, dass ich sehr bezweifle, dass Künzel mikroskopische Aufnahmen von Amöben und Viren zuverlässig unterscheiden kann, zumal ja die verschiedensten Formen insbesondere von Viren existieren.

Nehmen wir stattdessen einfach mal an, dass Künzel recht hat: In irgendeiner Sendung unter tausenden zum Thema „Viren“ wurden dieselben falsch dargestellt – sei es aus Effekthascherei, aus Schlampigkeit, oder warum auch immer. Daraus folgert Künzel nun,  dass es keine realistischeren Darstellungen von Viren gibt (obwohl es in Wahrheit ja viele gibt, selbst wenn diese angeblich alle aus Fälschungen bestünden!). Woraus Künzel dann weiterhin schließt, dass es vermutlich auch die Viren selbst gar nicht gibt. Und dass all die Forscher, die unter dem Elektronenmikroskop Viren gesehen haben wollen und täglich dazu forschen, allesamt nur Lügner sind.

Welcher Scharfsinn! Nein, das ist einfach nur so unvorstellbar abstrus und – Entschuldigung – dermaßen lächerlich, dass einem der Atem stockt. Das ist etwa so, als würde irgendein Showhypnotiseur einen unlauteren Trick verwenden. Und jemand, der das dann beobachtet, würde folgern, dass Hypnose insgesamt nur Trickserei ist, und dass alle, die die Hypnose erforschen oder mit ihr arbeiten, Lügner oder Dummköpfe sind!

Wobei die Schlussfolgerung im Fall der Viren noch absurder ist! Das ist etwa so, als wenn jemand eine irgendwie (angeblich!) gefälschte Aufnahme von Sidney vorlegt, und Künzel würde daraus schlussfolgern, dass es Sidney gar nicht gibt!

Vor einiger Zeit wurde in der Wissenschaftssendung „Nano“ Wasser grafisch irrig dargestellt, nämlich nicht als H2O, sondern als O2H. Herr Künzel, helfen Sie uns weiter! Folgt daraus jetzt, dass Wasser gar nicht aus Wasserstoff und Sauerstoff besteht? Oder dass es Moleküle in Wahrheit vielleicht überhaupt nicht gibt? Oder dass vielleicht noch nicht einmal Wasser existiert?

Eine solch abwegige Weise des Schlussfolgerns, wie Künzel sie hier an den Tag legt, ist mir bei allem Respekt noch selten untergekommen.

Aber man sieht schon: Selbst das schwächste denkbare (Pseudo-)Indiz reicht Künzel bereits aus, wenn es ihn in seinem Glauben bestätigt, dass alle außer ihm einen nur ständig belügen und verar… Und wenn es nahelegt, dass die ganzen Wissenschaftler sogar in ihren ureigensten Domänen keinen Zentmeter näher an Wahrheit d’ran sind und sowieso auch nicht mehr wissen als er, Wolfgang  Künzel.

Ansonsten möchte ich es mit dem Zitieren eines Kommentars von „Gremlin“ bewenden lassen:

„Ist Euch schon mal Aufgefallen das Künzel in seinem Forum bei medizinischen Fragen nie eine richtige Antwort gibt wenn er aber seinen „paranoiden“ Zügen nachgehen kann (Verschwörungen oder so was) dann legt er richtig los. Z.B. die Threads “Gehirnwäsche Filme” und “Stottern”.“

Herr Künzel, setzen Sie sich ruhig mit Medizin auseinander! Aber tun Sie es richtig! Nicht mit der Einstellung „Ich weiß eh alles besser und zeig euch jetzt mal allen, wie dumm ihr doch seid“, sondern mit der Bereitschaft zum – gerne kritischen – Lernen!

Wenn Sie einen Kommentar verfassen wollen, klicken Sie bitte HIER.

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.