56. „Kritisch denken“ mit Wolfgang Künzel

Der ehem. Showhypnotiseur Wolfgang Künzel aka Alexander Cain gibt sich  nicht nur für sein Leben gerne als „hochwohlanständigen Saubermann“ aus (Art. 7); zu gerne präsentiert er sich auch als „kritischen Geist“. Den Rest der Welt stellt er hingegen oft als eine Herde leichtgläubiger und autoritätsgläubiger Einfaltspinsel dar, die dogmatisch alles glauben, was ihnen von der Obrigkeit vorgesetzt wird. 

Künzel möchte aber gegen die allgemeine Naivität, die er immer wieder beklagt, etwas machen. Nach Selbstaussage will er auch andere Menschen zum Nachdenken bewegen. So schreibt er:

„Leider gibt es unglaublich viele Leute, die Halbwissen als die universelle Wahrheit verkaufen wollen. Ich möchte nur, dass die Menschen kritisch werden und sich alles genau ansehen bevor sie glauben. Nicht alles was geschrieben steht, stimmt.“

Wie wahr! Nur gibt es auf Gottes schöner weiter Welt wohl keinen Zweiten, auf den das Künzelsche Verdikt so sehr zutrifft wie auf Künzel selbst! Dass Künzel oftmals ein Halb- oder sogar Zehntelwissen als „universelle Wahrheit“ hinstellt, haben andere und ich in diesem Blog dermaßen oft bewiesen, dass ich meine, hier sogar auf Verweise zu anderen Artikeln verzeichten zu dürfen. In jedem zweiten Artikel findet sich ja bald etwas dazu.  Gehen wir also zum zweiten Teil über: Ist Künzel „kritisch“, und fördert er das kritische Denken?

Um diese Frage zu beantworten, möchte ich auf einen Thread jüngeren Datums aus Künzels Forum verweisen. Er ist nichts Besonderes, nichts Spektakuläres, sondern eher alltäglich und ziemlich typisch – und doch hilft er uns weiter. Künzel, der Hypnotiseur mit dem gigantischen Ego, der in seiner Fantasie die Reinkarnation des schottischen Arztes  James Braid ist und zum „Beweis“ für diese These u.a. auf sein angebliches medizinisches Interesse verweist (Art. 1), lästert mal wieder über die Medizin ab. Die sei eine „Pseudowissenschaft“, so erklärt und Künzel:

„… Das suggeriert wiederum, dass die Schulmedizin eine Wissenschaft sei, was ja nicht stimmt. Allenfalls kann man sagen, dass auch die Schulmedizin eine Pseudowissenschaft ist, da sie auf unbewiesenen Vermutungen beruht.
So wird mit einfachen Wortkonstrukten Meinung gebildet.“

Auf welchen angeblichen „unbewiesenen Mitmaßungen“ beruht nun die angebliche Pseudowissenschaftlichkeit der Medizin, von der Künzel spricht? Kann er das genauer machen? Man erwartet jetzt doch Beispiel und Belege…

Doch nichts da: Auf die Idee, seine Behauptungen zu konkretisieren, scheint der schottisch-arnstorfische Spitzenhypnotiseur gar nicht erst zu kommen. Und auf den Trichter, Behauptungen, die alles andere als unmittelbar einsichtig sind, auch irgendwie zu belegen, kommt Künzel erst recht nicht. Wie üblich bleibt der Ex-Bühnenhypnotiseur im Reich möglichst allgemein gehaltener unbewiesener Thesen.

In jedem wissenschaftlichen oder überhaupt rationalen Diskurs versteht es sich von selbst, dass man seine Auffassung möglichst klar und präzise beschreibt und seine Argumente vorbringt – so, dass jeder deren Gehalt selbst überprüfen kann. Jeder soll erkennen können, wie der andere  zu seiner Auffassung gelangt.

Bei Künzel higngegen gibt es so etwas selten. Es muss uns Lesern offenbar genügen, dass „der große Meister“ uns etwas verkündet. Deswegen ist es auch so unfruchtbar, sich mit Künzel auseinander zu setzen. Wird Künzel aber doch einmal gebeten, zu argumentieren, wird er entweder grob unsachlich und beleidigend und zensiert kritische Fragen und Frager einfach weg (Art. 53); oder er gibt irgendwelche unsinnigen und kurzschlüssigen Pseudo-Argumente von sich (Art. 55).

Würde man Künzel also fragen, wieso die Medizin seiner wichtigen Meinung nach eine „Pseudowissenschaft“ ist, so würde er vermutlich mal wieder irgendwelche unsinnigen Schein-Argumente anbringen, die auf Unwissenheit und grundlegenden Missverständnissen beruhen, und die er irgendwo abgeschrieben hat. Von Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie hat Künzel jedenfalls keinen Dunst (Art. 18), und ich gehe jede Wette ein, dass er daher auch keine Ahnung hat, nach welchen Prinzipien eine empirische Wissenschaft wie die Medizin überhaupt in etwa funktioniert. Und von der Medizin selbst versteht er natürlich eh nichts.

Das alles wäre Künzel an sich auch nicht zu verdenken. Kein Mensch weiß alles. Das Problem besteht darin, dass Künzel meint, über alles und jedes ein qualifiziertes Statement abgeben zu können – ohne sich aber im Vorfeld auch nur ansatzweise in die entsprechnde Thematik eingearbeitet haben zu müssen! Und zu allem Überdruss stellt er auch noch alle, die tatsächlich etwas Ahnung haben, gerne als autoritätshörige Narren hin (Art. 52). Es verwundert daher auch nicht, dass in Künzels Zitatenliste folgender Ausspruch an erster Stelle steht:

„Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad der Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand.“

Dieses Zitat bezieht Künzel erkennbarerweise auf sich. Attestiert er sich doch selbst seinen Scharfsinn, nicht ganz ohne unfreiwillige Komik übrigens: „Denn dumm bin ich wahrlich nicht. Ich kann sogar lesen und schreiben [SIC!] und ich habe einen sehr wachen Verstand…“

Die Frage ist nur, ob Schopenhauer, dem das obige Zitat vom „natürlichen Verstand“ zugeschrieben wird, uns damit wirklich sagen wollte, dass man von einem beliebigen Thema keinen Schimmer haben muss, um ein qualifiziertes Urteil über es fällen zu können. Und eine weitere wäre, ob er es als ein Zeichen von „natürlichem Verstand“ gewertet hätte, wenn sich jemand zu einem Sachverhalt nicht informiert, sich nicht einmal informieren will, und dennoch  meint, dass er alles besser weiß. Noch fraglicher ist, ob Schopenhauer Künzels unsachlichen Umgang mit Kritik gut geheißen hätte. Ist Schopenhauer doch der Autor der „Eristische(n) Dialektik“, in der es um die Auseinandersetzung mit „Kunstgriffen“ geht, die vorwiegend in ungültigen Pseudo-Argumenten bestehen. So heißt es dort im 38. Paragraph:

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob. Das Persönlichwerden besteht darin, daß man von dem Gegenstand des Streites (weil man da verlornes Spiel hat) abgeht auf den Streitenden und seine Person irgend wie angreift…Beim Persönlichwerden aber verläßt man den Gegenstand ganz, und richtet seinen Angriff auf die Person des Gegners: man wird also kränkend, hämisch, beleidigend, grob. Es ist eine Appellation von den Kräften des Geistes an die des Leibes, oder an die Tierheit. Diese Regel ist sehr beliebt, weil jeder zur Ausführung tauglich ist, und wird daher häufig angewandt.“

Man könnte meinen, dass Künzel und die meisten seiner Anhänger das sorgfältig gelesen haben und nun exzessiv anwenden. Jedoch scheint Künzel Schopenhauer hier missverstanden zu haben. Dem ging es nämlich um eine Aufdeckung und Kritik unsachlicher Strategien, nicht um deren Empfehlung!!

Aber wenn wir schon bei Zitaten sind, fällt mir zu Künzel noch ein ganz anders Zitat ein, nämlich ein recht bekanntes von Dieter Nuhr:

„Das ist so schrecklich, dass heute jeder Idiot zu allem eine Meinung hat. Ich glaube, das ist damals mit der Demokratie falsch verstanden worden: Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten.“

Wenn ich irgendwo etwas sage oder schreibe, und sei es anonym im Internet, dann möchte ich wenigstens, dass das Geschriebene nicht von kompletter  Unwissenheit und Ignnoranz  zeugt. Ich will nicht, dass jeder, der etwas Ahnung von einem Thema hat, sich über die Borniertheit und Dummheit meiner Zeilen kaputtlacht. Schon gar nicht möchte ich, dass so etwas ständig passiert. So geht es wohl den allermeisten Menschen. Herrn Künzel jedoch scheint ein solcher „Ehrgeiz“ komplett zu fehlen, was vermutlich daran liegen dürfte, dass er sich für dermaßen grandios hält (Art. 1130, 34, 44, 40), dass er gar nicht mal auf die Idee kommt, dass das, was er von sich gibt, ein unqualifiziertes Geschreibsel sein könnte.  Diejenigen „Schreiberlinge“, die dauernd „Mist“ verbreiten, sind für Künzel offenbar stets „die anderen“. (Wenn ein Künzel-Anhänger in dieser Passage übrigens eine Steilvorlage gegen mich erblickt und meint, dass ich es bin, der unwissend und ignorant falsche Dinge über Künzel schreibt, dann darf er diese Meinung gerne vertreten; siehe dazu ganz unten die Kommentarfunktion. Allerdings möge er dann auch so freundlich sein und uns mitteilen, was genau denn an meiner Kritik falsch ist, denn das tun Künzel und co. seltsamerweise NIE. )

In einem weiteren Beitrag des eingangs verlinkten Threads schreibt Künzel übrigens:

„Leute, habt keine Angst vor der Hypnose, sondern vor denen, die alles ungeprüft und ohne darüber nachzudenken, nachplappern und abschreiben.“

Wie steht es mit Künzel selbst? Er serviert uns wie gesagt nicht mal den Schwanz eines Argumentes für seine Meinung. Und so hält er es nicht nur hier, sondern eigentlich fast immer, etwa auch da, wo es um Hypnose geht. Was Künzel wohl erwartet, ist, dass man alles, was er sagt, „ungeprüft und ohne darüber nachzudenken“ nachplappert und abschreibt. Denn wenn Künzel seine Meinung nicht begründet, wie soll man sie prüfen? Und wenn jemand sie dennoch übernimmt, ist diese Übernahme dann kritisch oder unkritisch? Aber es ist wohl etwas „ganz anderes“, ob man Künzel oder etwa „den Ärzten“ alles ungeprüft abkauft, auch wenn sich die Unterschiede meiner bornierten Denkweise leider nicht zu erschließen vermögen.

Wir hatten gesagt, dass Künzel uns kein einziges Argument gibt, wieso die Medizin eine Pseudo-Wissenschaft sei; man soll es Künzel gefälligst auch so glauben. Im nächsten Absatz verlinkt Künzel dann jedoch einen recht interessanten Artikel über (auch verbale) Nocebos im medizinischen Kontext: Unbedachte Worte können Patienten offenbar schaden. Nun ist das natürlich kein Beleg dafür, dass Medizin eine Pseudo-Wissenschaft ist. Aber irgendwie ist es ja auch kritisch gegenüber der gängigen klinischen Praxis, jedenfalls in Teilen. Das muss uns Lesern dann wohl reichen. Auch solche weiten Assoziationen sind für Künzel typisch: Anstatt ein Thema zu begründen,  kommt er von Hundertsten zum Tausendsten und verlinkt irgendwas, was nur noch am Rande mit dem Ursprungsthema zu tun hat. Später schreibt Künzel im selben Thread, offenbar immer noch auf die Nocebos bezogen:

„Insidern ist das bekannt. Das es nun offiziell diskutiert wird, verwundert mich jedoch.“

Es ist doch aberwitzig: Künzel, der von nichts eine Ahnung hat, und der mit Sicherheit in seinem gesamten Leben keine einzige wissenschaftliche Studie zu Placebos oder Nocebos gelesen hat, und der vielleicht Hypnose anwenden kann, selbst von klassischer Hypnose aber kaum eine Kenntnis besitzt (Art. 32, 46, 47) , scheint sich selbst für einen „Insider“ zu halten – die Ärzte, inklusive die „Placebo-Forscher“, aber für „Outsider“. Dabei ist es doch so: Wenn Künzel überhaupt ein bisschen was über Placebos und Nocebos weiß, dann verdankt er das allein Ärzten und anderen Wissenschaftlern!

Und, mein lieber Herr Künzel, dass Sie ob des Textes zu den Nocebos verwundert sind, verwundert mich nun wiederum überhaupt nicht. Da Sie ohnehin von den relevanten Fragen nichts wissen, ist es doch klar, dass alles Sie nur verwundern kann, was nicht Ihren klischeehaften Vorurteilen über „die Ärzte“ entspricht. Sie sind nämlich der „Outsider“. Und so überracht es Sie dann wohl, dass es auch Ärzte gibt, die sich kritisch Gedanken machen und nach einer Verbesserung bestehender Verhältnisse streben, oder die eine Ahnung von der Wirkung der Psyche auf den Körper haben. Wo für Sie die ganzen Mediziner praktisch durch die Bank doch charakterlose und amoralische Deppen sind, die die Menschen nur abzocken wollen. (Man muss kein Tiefenpsychologe sein, um sich irgendwann mal zu fragen, ob Sie, lieber Herr Künzel, dieselbe negative Einstellung zu den gottverdammten Ärzten auch dann hätten, wenn Sie selbst einer hätten werden können. Ihre Ambivalenz und Hass-Liebe sind ja unübersehbar. Eigentlich will ich so etwas nicht schreiben, aber ihre penetrante Vorhersehbarkeit, mit der Sie immer ins Schema F passen, nervt irgendwann tierisch.)

Kommen wir nun zu einer wichtigen Frage: Was ist für Künzel also „kritisches Denken“? Halten wir uns vor Augen, was Künzel hier, aber auch bei vielen anderen Gelegenheiten vom Stapel lässt, und betrachten wir seine völlig unreflektierte Nähe zu jeder Art von Verschwörungstheorie – und die Antwort liegt auf der Hand:

– „Kritisch“ ist man demnach bei Künzel bereits dadurch, dass man eine andere Auffassung hat als der „Mainstream“, als die „Lehrmeinung“. Vernünftige Argumente braucht man dann offenbar keine; allein schon dadurch, dass man „gegen den Strom schwimmt“, ist man nach Künzels Ansicht offenbar reflektiert und irgendwo „kritisch“.

– Dazu passt: Kritisch ist man offenbar auch dann, wenn man jede Verschwörungstheorie blind glaubt, solange sie nur „der offiziellen Lehre“ widerspricht. Sie muss sich nur für den Laien plausibel anhören. Dass man sich Kenntnisse aneignet und die Argumente dann überprüft, oder dass man erst mal recherchiert, was denn die „etablierte Lehre“ zu den vermeintlichen Argumenten zu sagen hat, und dann entscheidet,  ist unnötig.

– Damit hängt zusammen: Kritisch ist man offenbar, wenn man in geradezu „paranoider“ Weise dem Rest der Welt unterstellt, dass er einen ständig „verarscht“ und betrügt. Die ganze Welt (außer Künzel) ist ja eh Scheiße, und „die“ Ärzte, „die“ Psychologen, „die“ Hirnforscher „die“ Journalisten, „die“ Physiker usw. belügen einen ständig (oder sind ahnungslose „Vollpfosten“).

– Wenn man also jedwede beliebige Verschwörungstheorie unkritisch willkommen heißt, solange sie nur die eigenen Vorurteile bestätigt; und wenn man, vor Selbstgerechtigkeit platzend, sich als großen Aufklärer ausgibt, obwohl man keine Ahnung hat (Art. 20); und wenn man sich als hochwohlanständigen Saubermann inszeniert, obwohl man den halben Tag nichts anderes tut als Leute zu „verar….“, so dass sich die Leichen im eigenen Keller bis an die Decke stapeln (Art. 5, 6, 7, 10, 15, 27, 28, 37, 39), dann ist man „kritisch“.

– Und  „kritisch ist“ man bereits schon dadurch, dass man „Wolfgang Künzel“ heißt. Was immer Künzel von sich gibt, mag es noch so naiv, leichtgläugig und unqualifiziert sein, das ist in Künzels Augen ganz sicher alles – nur nicht „unkritisch“.

Nachdem Künzel nicht einmal weiß, was die Begriffe  „klinische Hypnose“ und „indirekte Hypnose“ überhaupt bezeichnen, aber die Leute, die es wissen, als autoritätsgläubige und dogmatische Dummköpfe hinstellt, fasste ich es im Art. 52 so zusammen:

„Das ist also ‚kritisch sein‘ im Künzelschen Sinne: Keine Ahnung von nichts haben, alles besser wissen, Argumente ignorieren, keine Argumente haben, jede Diskussion verweigern und Andersdenkende beleidigen. Dann ist man also ‚kritisch‘.“

Das gilt allerdings natürlich nur dann, wenn man auf Künzels Linie liegt. Würde jemand anderer den Künzel auf solch einem desaströsen Niveau kritisieren, dann wäre das sicher nicht mehr „kritisch“, sondern nur noch „Mist“. Ja, selbst wenn man Künzel sehr stichhaltig kritisiert, und er in der Sache überhaupt nichts dagegen sagen kann, ist das für ihn ja „Müll“. Das letzte Kriterium dafür, ob etwas dogmatisch oder kritisch ist, besteht dann wohl darin, ob es Künzel gefällt oder nicht. Das also ist letztlich die Bedeutung von „kritisch“ nach Künzels Meinung.

Was ist nun aber eigentlich vernünftigerweise  wirklich als „kritisches Denken“ zu bezeichnen? „Kritisch“ sein heißt, dass man unterscheidet: Weder wird man alles gedankenlos übernehmen, was „der Mainstream“ denkt, noch wird man allein deswegen, weil die meisten etwas denken, „automatisch“ das Gegenteil behaupten. Vielmehr wird man die jeweilige Sache selbst betrachten und diese zum Maßstab des Urteils machen, so gut man das kann, egal was die „übliche“ Auffassung dazu ist. Es ist völlig richtig, dass man also keine „Lehrmeinungen“ ohne Sinn und Verstand akzeptieren wird; man wird sie aber auch nicht ohne Sinn und Verstand ablehnen.

Weiterhin wird der kritisch denkende Mensch versuchen, sich möglichst von verschiedenen Seiten aus über ein Thema zu informieren. Er wird sich nicht einfach mit Texten begnügen, die die eigenen (Vor)urteile bestätigen – im Fall von Künzel mit Aussagen also, wie beschissen die ganze Welt (außer Künzel ist), und dass alle (außer Künzel) die Leute Tag und Nacht „verarschen“. Man wird vielmehr auch andere Auffassungen zu berücksichtigen suchen, um sich dann eine Meinung zu bilden.

So wird der kritische Denker sich bemühen, sich eigene Urteile zu bilden, und zwar, indem er sich hinreichend mit den entsprechenden Themen beschäftigt und lernt, sich mit ihnen sachlich und rational auseinanderzusetzen. Wenn man sich mit einem Thema jedoch nicht gut genug auskennt, um es fundiert beurteilen zu können, dann wird man das anerkennen. Blinde Selbstüberschätzung und die Unfähigkeit zur Erkenntnis und Anerkennung eigener Grenzen haben nichts mit einem kritischen Geist zu tun. Es ist kein „kritisches“ Denken, wenn man immer alles besser weiß, auch wenn man in Wahrheit keine Ahnung hat; und auch nicht, wenn man auf Basis eigenen Halb- oder Unwissens alle, die sich tatsächlich auskennen, zu ahnungslosen Dummköpfen erklärt. (Die Idee, dass es Dinge gibt, von denen er keine Ahnung hat und wo er nicht (qualifiziert) mitreden kann, scheint sich außerhalb des Künzelschen Horizontes zu befinden und für Künzel unerträglich zu sein. Dabei ist das ganz normal. Kein Mensch kennt sich mit allem aus.)

Und wenn es also nicht möglich ist,  zu einem eigenen fundierten Urteil zu gelangen, dann wird der/die kritisch Denkende im Zweifelsfall eher der großen Mehrheit der Fachleute glauben als etwa einem Herrn Künzel, der sich etwas aus den Fingern saugt und sich nicht einmal die Mühe macht, uns seine Auffassungen zu begründen. Es ist zwar möglich, dass die Mehrheit der Experten irrt und ein Außenseiter recht hat; das Gegenteil ist aber wahrscheinlicher. Und wenn wir die Frage nicht entscheiden können, werden wir uns rationalerweise nach dem Wahrscheinlicheren richten.

Der „kritisch denkende“ Mensch wird weiterhin nicht ständig irgendwelche „verwegenen“ Thesen ohne Begründung aufstellen und von anderen eine „intellektuelle Unterwerfung“ fordern,  sondern sich um eine rational einsichtige Argumentation bemühen.

Was folgt aus alledem für Künzel?

Nun: Künzel ist das exakte Gegenteil eines „kritischen Denkers“; er ist im höchsten Maße „dogmatisch“. Nur glaubt er nicht blind der „offiziellen“ Meinung. Insoweit hat er sogar recht, wenn er sagt, dass er „nicht geprägt ist von irgendwelchen falschen Lehrmeinungen, die mir irgendjemand eingehämmert hat“. Das dürfte stimmen; Künzel ist vielmehr geprägt von seinen eigenen falschen Vorurteilen und Kurzschlüssen, die er blind und kritiklos glaubt,  sowie von zahllosen  Verschörungstheorien, solange die nur seine „paranoide“ Grundhaltung bestätigen. (Auf die Idee, dass manche Leute in manchen Bereichen die „Lehrmeinungen“ nicht aufgrund von „Einhämmerungen“ glauben, sondern aufgrund von Argumenten, scheint Künzel gar nicht erst zu kommen. Und auch nicht auf die Idee, dass es so etwas wie ein rational begründetes Vertrauen geben könnte: Ich habe die Lichtgeschwindigkeit nicht gemssen, glaube aber den Physikern doch, dass sie bei knapp 300000 km/s liegt. Aber wie gesagt: Die Welt abzüglich Künzel ist eh Scheiße, und „die offizielle Lehrmeinung“ muss daher logischerweise auch ein einziger Beschiss sein.)

Künzel ist in seinem Denken also im höchsten Maße „dogmatisch“ und „autoritär“, nur unter negativistischen und rein selbstbezüglichen Vorzeichen: Während einige Menschen allzu unkritisch alles akzeptieren, was etwa „die Wissenschaft“ ihnen vorsetzt, glaubt Künzel fast alles naiv und ohne Prüfung, was sein Misstrauen in die „offizielle Meinung“ bestätigt und in seinen Laien-Ohren plausibel klingt. Und es gibt auch eine „Autoirität“, die er nie hinterfragt oder kritisch beleuchtet; nur ist Künzel selbst in seiner Großspurigkeit diese Autorität!

Wenn Künzel also wirklich will, dass die Leute kritisch denken (und auch ihm!) nicht alles gedankenlos „nachplappern“, dann muss er eigentlich fordern, dass man ihn selbst als abschreckendes Negativ-Beispiel für einen unkritischen Dogmatismus nimmt!

Mit alledem will ich übrigens nicht sagen, dass Künzel „dumm“ sei. Was ihm aber einfach fehlt, ist offenbar die Fähigkeit zur Selbstkritik und daher auch zur kirtischen Selbstreflexion. Daher wirkt vieles, was Künzel macht, höchst irrational. Auch ist völlig klar, dass es auch berechtigte Kritik an „Lehrmeinungen“ gibt – nur sollte die einigermaßen qualifiziert erfolgen. Nur ein Narr kann glauben, dass er allein deswegen „klug“ ist, weil er eine unorthodoxe Meinung hat.

Übrigens glaube ich Künzel auch nicht, dass er die Medizin für eine „Pseudowissenschaft“ hält; das redet er sich selbst m.E. ein. Wenn Künzel – was ich ihm keineswegs wünsche – je an einer lebensbedrohenden Erkrankung leiden sollte, so wird er die Hilfe der „unwissenschaftlichen Medizin“ mit ihren „unbewiesenen Annahmen“ in Anspruch nehmen. Er wird etwa bei lebensbedrohlichem Fieber auf Internisten vertrauen, und wenn die ihm sagen, dass sein Leben nur durch die Einnahme eines Antibiotikums gerettet werden kann, dann wird Künzel keine Sekunde mehr daran denken, dass diese Behandlungsmethode auf der angeblich „unbewiesenen“ Infektionstheorie (Art. 55)  beruht, sondern den Empfehlungen der Ärzte sofort Folge leisten.

Und sollte Künzel – was ich niemandem, auch ihm nicht, wünsche – etwa einen lebensbedrohichen Unfall erleiden, dann wird er sich nicht dagegen wehren, dass man ihn auf die Intensivstation bringt und nach jener „Medizin“ behandelt, die angeblich nur eine unbewiesene Theorie ist.

Trotz allem, was man nämlich an der Schulmedizin und „den Ärzten“ teilweise auch zurecht kritisieren kann, hat Künzel in Wahrheit an der Medizin als solcher keinen einzigen Zweifel, auch wenn er sich das einredet. Was Künzel tut ist nichts anderes, als sich in einer existentiell ungefährdeten Situation an intellektuellen Spielerein zu delekieren. Dadurch kann er sich mal wieder seine zutiefst misanthropische Weltsicht bestätigen – und dass „die Ärzte“ ja eigentlich auch nicht allzu viel mehr wissen und können als er selbst.  In einer wirklich lebensbedrohlichen Sitation würde Künzel seine eigenen Behauptungen wenigstens implizit durch sein Handeln als das entlarven, was sie sind: Leeres Geschätze, wie so vieles bei Künzel.

Nachtrag: Ich sehe gerade, dass Künzel in seinem Forum nun folgende Signatur hat:

“ ‚Vorurteile zählen zu den effektivsten arbeitsparenden Methoden; man kann sich damit eine Meinung bilden, ohne sich vorher informieren zu müssen.‘ (Laurence Peters)“

Das Leben schreibt doch die besten Satiren! Aber Künzel scheint wirklich nicht zu merken, dass er ein Paradebeispiel für dieses Zitat ist, obwohl das ja sogar leicht beweisbar ist (z.B. Art 52). Der gute Mann, von dem das Zitat stammt, heißt übrigens „Peter“, nicht „Peters„; gelle, Herr Künzel? Es gibt übrigens noch ein schönes Zitat von Peter, das ebenfalls bestens zu Künzel passt. Sinngemäß übersetzt lautet es: „Gegen Logik gibt es keine bessere Rüstung als Ignoranz.“

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