58. Wolfgang Künzel interviewt den Leibhaftigen

Respekt! Dem Ex-Showhypnotiseur Alexander Cain alias Wolfgang Künzel ist es tatsächlich gelungen,  den Teufel  zu interviewen und höchst interessante Einblicke in seine Arbeitsweise zu erhalten. Jedenfalls glaubt Künzel das ganz offensichlich im vollen Ernst. Sie nehmen mir das nicht ab und halten das für eine Übertreibung oder einen Scherz? Dann sehen Sie selbst…

Künzel hat ein Interview mit einer santanischen Macht geführt und es dankenswerterweise innerhalb eines Blog-Artikels online gestellt. Dabei arbeitet Künzel offenbar mit Trance im Rahmen von „Elobrain“, einer von ihm erfundenen Methode der Energieheilung. Der Dämon besteht in einer Reiki-induzierten Fremdbesetzung, mit der man übrigens richtig nett plaudern kann. Wir wissen ja schon, dass Wolfgang Künzel Reiki für eine diabolische Macht hält und es „auszutreiben“ versucht (Art. 6, 43, 45) – aber diesmal hat er sich selbst übertroffen.

Zuerst spricht Künzel mit dem „Opfer“, d.i.  einem Mann mit Reiki-Einweihung. Dann aber unterhält er sich direkt mit der finsteren Macht der Reiki-Besetzung selbst, die sich über die Stimme des Mannes artikuliert. Künzel bekommt dabei genau das zu hören, was er hören will und ohnehin schon „weiß“: Reiki ist eine finstere, dämonische Macht, die den Menschen die Energie entzieht und bereits vor langer Zeit irgendwann mal verdorben wurde. Aber wir erfahren noch mehr Interessantes: Die böse Reiki-Fremdbesetzung gelangt im konkreten Fall dank Künzel zur Einsicht und strebt nun in das Licht des Schöpfers. Anders gesagt ist es Künzel gelungen, den „Teufel“ zu bekehren und auf den Pfad von Anstand und Tugend zurückzuführen. Auch für diese historisch wohl einzigartige Leistung wollen wir dem „besten Hypnotiseur Deutschlands“ von eigenen Gnaden (Art. 17) unsere Anerkennung zollen.

Allerdings scheinen Künzel und sein Reiki-Dämon es mit den Prinzipien der logischen Konsistenz und der historischen Tatsachentreue nicht ganz so tierisch ernst zu nehmen. So fragt Künzel den „Besessenen“, ob das Reiki bereits zur Zeit der Pharaonen verdorben wurde. Der Befragte verneint das und erklärt, dass dies unmitterlbar nach den Pharaonen so gekommen sei. Künzel fragt daraufhin sinngemäß, ob die Umkehrung vom Reiki ins Böse zum Niedergang der Pharaonen beigetragen habe, was vom „Reiki-Opfer“ prompt auch behjaht wird. Wie es rein zeitlich gehen soll, dass ein Prozess, der erst nach den Pharaonen begonnen hat, den Niedergang der Pharaonen mitverursacht haben soll, mögen Künzel und sein Reiki-Gott-sei-bei-uns verstehen; meinem beschränkten Denken erschließt sich sich das jedenfall nicht.

Und: Spätestens mit dem Freitod Kleopatras VII. aus der ptolemäischen Dynastie im Jahre 30 v. Chr. endete die Geschichte der Pharaonen. Das ist nun gut 2000 Jahre her. Nach allen Quellen, die ich finden konnte, entstand Reiki jedoch etwa 1922 und wurde durch den Japaner Mikao Usui entwickelt. Parallelen zu anderen, älteren Lehren sind offenbar eher oberflächlich (z.B. Wikipedia-Artikel). Wenn ich das richtig rechne, liegen zwischen dem Ende der letzten Pharaonin und dem Beginn des Reiki dann also immerhin noch gut 19 Jahrhunderte. Wie ein Verfahren, das erst im 20. Jh.  entstand, den Untergang der Pharanonen mitverursacht haben kann, entzieht sich daher leider ebenfalls meiner Begriffsstutzigkeit. Aber offenbar ist mir und anderen Normalsterblichen Künzels Arithmetik ohnehin zu „hoch“: Ich verstehe ja auch nicht, wie Künzel, der von 1990-2005 als professioneller Bühnenhypnotiseur arbeitetete (also 15 Jahre lang), „über 30 Jahre als Showhypnotiseur unterwegs“ gewesen sein kann, wie es rühmend heißt (Art. 10).

Im weiteren Fortgang erklärt das von Künzel befragte „Reiki-Opfer“ dann, dass Reiki irgendwas mit China zu tun habe. Na ja, fast. Genau genommen ist es Japan. Aber immer noch näher daran als Künzel mit dem antiken Ägypten. 😉 Am Ende des seltsamen „Interviews“ hört man übrigens ein Gelächter, das nicht so recht in die Situation passen will. Aber vielleicht sollte man das Ganze ohnehin eher als eine Komödie betrachten. Künzel jedoch ist vermutlich wirklich überzeugt, dass ihm nun der endgültige Beweis dafür gelungen ist, dass Reiki eine verabscheungswürdige und satanische Kraft des Bösen sei. Selbstbewusst schreibt er in seinem Blogeintrag (s.o.):

„Heute habe ich von einem Arzt erfahren, der nach dem Elobrain I – Seminar, bei dem er erste Erfahrungen mit der Entfernung von Fremdbesetzungen gemacht hat, seine Patienten unter Hypnose befragt hat ob sie allein im Körper sind. Das Ergebnis war erschreckend. 70% der so befragten haben unter Hypnose erzählt, nicht alleine in ihrem Körper zu sein. Wohl gemerkt war es ein Arzt, von dem diese Information kommt, die sich locker mit unserer eigenen Erfahrung deckt. Insbesondere immer wieder erschreckend ist die Besetzung bei Reiki. Reiki ist ein System, dass angeblich zur Heilung eingesetzt werden kann. In Wahrheit geht es um Manipulation und energetischen Vampirismus…. So haben wir zunächst einem Teilnehmer das Feld einer Reiki-Einweihung, bzw. der Besetzung übergeben und gleichzeitig eine Teilnehmerin entweiht. Das hat dazu geführt, dass ich ein Interview mit der Reiki-Besetzung während der Entweihung führen konnte!“

Künzel ist offenbar restlos davon überzeugt, dass er sich in seinem Interview tatsächlich mit einer bösartigen Fremdbesetzung unterhalten und seine Anschauungen zum Reiki bewiesen hat. Hat er das?

„Dissoziative“ Phänomen

Es gibt Phänoemene, die man im weitesten Sinne als „dissoziativ“ bezeichnen kann; das sind Phänomene, bei denen eine „Spaltung“ psychologischer Prozesse eintritt. Früher kam es beispielsweise immer wieder zu Fällen von Teufelsaustreibungen, bei denen die Exorzisten mit den „Dämonen “ sprachen. Das geschah weit öfter als heute (in unserem Kulturkreis). Dabei erzählten die „Teufel“ den Exorzisten gewöhnlich genau das, was die hören wollten – so wie jetzt der Reiki-Teufel dem Künzel. Dies scheint übrigens ein allgemeines Muster zu sein: Die „Dämonen“ treten jeweils so auf und sagen das, was entsprechend dem kulturellen Kontext und den Erwartungen der Teufelsaustreiber „angemessen“ ist. Und dementsprechend lassen sich die bösen Geister oft auch wieder durch Techniken „vertreiben“, die der jeweiligen (Sub)kultur entsprechen. So schreibt die Sektenberatungsstelle NRW:

Dissoziative Trance- und Besessenheitszustände und ihre exorzistische Behandlung werden in allen Epochen beschrieben. Kulturelle Heilungsriten und Behandlungsvorschläge sollten auch nicht zu schnell ad acta gelegt werden. Oft bleiben Heilungserfolge mit Medizin und Psychologie aus. In der Literatur findet sich beispielsweise der Fall eines 13-jährigen Yakima-Indianermädchens, das in einem Reservat im US-Staat Washington lebte. Die ausgeprägte Besessenheitssymptomatik war therapieresistent. Erst die Durchführung eines stammesüblichen Exorzismus-Rituals führte zur Heilung. In einem anderen Fall wurde ein schizophrener Patient von dämonischen Stimmen belästigt, die auch durch Neuroleptika nicht zum Verschwinden kamen. Erst ein kulturell orientierter Exorzismus brachte die Stimmen zum Verschwinden (Fiedler, 2001).“

Einer der letzten bekannten Fälle war der Exorzismus der Anneliese Michel, der durch katholische Prisester stattfand (ebd.):

In den Exorzismussitzungen der Anneliese Michel „meldeten“ sich eine Reihe von Dämonen, die sich als Luzifer, Judas, Kain, Nero, Hitler und Fleischmann zu erkennen geben. Schaut man auf die Inhalte der Dämonenaussagen, so lassen sich Zusammenhänge zur Lebensgeschichte der Anneliese Michel erkennen. Auch zeigt sich, dass durch suggestive Fragen die Erwartungshaltung des Exorzisten zufrieden gestellt wurde. Immer mehr wurde Anneliese Michel zum Sprachrohr der Exorzisten, die aus den Aussagen der Dämonen vor allem Kritik an den Neuerungen des II. Vatikanischen Konzils heraushörten.“

Was wir hier vor uns haben, sind vermutlich kaum fremde Mächte oder Geister. Stattdessen spricht der Besessene offenbar selbst und versucht auf unbewusster Ebene, sich so zu verhalten, wie es von ihm gewünscht und erwartet wird. Es scheint dabei übrigens so zu sein, dass es in solchen „Besessenheitsfällen“ durchaus zu paranormalen Phänomenen kommen kann (s.u.).

Einen weiterer Fall der Dissoziation stellt die sog. „multiple Persönlichkeitsstörung“ (MPS), oder, wie die im amerikanischen psychiatrischen Klassifikationssytemen DSM-IV System heißt: „Dissoziative Identitätsstörung“, dar. Tatsächlich ist in solchen Fällen jedoch offenbar nur eine einzige Person präsent, die jedoch verschiedene Rollen annimt, ohne sich dessen aber bewusst zu sein. Oft sind dabei die diversen Persönlichkeitszustände durch Amnesie getrennt. Während anfangs die Anzahl von Patienten mit MPS als sehr gering eingeschätzt wurde, nahm die „Popularität“ dieser Diagnose zeitweise sehr zu, vor allem in den USA. Der englische Hypnose-Forscher Michael Heap erwähnt in diesem Zusammenhang in einem lesenswerten Onlne-Artikel, dass  nicht nur die Anzahl der MPS-Patienten selbst dramatisch anstieg, sondern oft auch die Anzahl der „fremden Persönlichkeiten“ pro einzelnem Patienten ausuferte. In manchen Fällen hatten die Betroffenen dann mehr als 100 oder 200[!] „Persönlichkeiten“, unter denen dann auch Tiere, Wolken oder vergangene Leben sein konnten. Es kam hier also zu einer qualitativen wie quantitativen Explosion ins Absurde. Was war geschehen?

Ganz offensichtlich haben wir es bei der Entstehung solcher „Persönlichkeiten“ (weitestgehend) mit einem Suggestiv-Phänomen zu tun. Aufgrund von Medienberichten, öffentlicher Wahrnehmung und indirekten Suggestionen durch Therapeuten entwickelten sich zahllose multiple Persönlichkeiten. Formelle Hypnose ist dafür gar nicht nötig. Interessant für uns ist auch noch folgender Hinweis: Wie auch Schizophrene hören viele Menschen mit multipler Persönlichkeitsstörung Stimmen, wobei diese im Fall der MPS oft anderen Persönlichkeitsanteilen zugehörig sind. Im Unterschied zur schizophrenen Psychose gilt dabei, dass der Betroffene und der Therapeut mit den „dossiziativen“ Stimmen gewöhnlich in einen sinnvollen Dialog eintreten können.

Ein anderes bekanntes Suggestiv-Phänomen ist die Erzeugung „falscher Erinnerungen“, wofür übrigens ebenfalls keineswegs eine formelle Hypnose vonnöten ist. Lange genug durch Therapeuten befragt, „erinnerten“ sich viele Patienten irgendwann an sexuellen Missbrauch in der Kindheit, der in vielen Fällen aber sehr unwahrscheinlich war oder auch eindeutig nie stattgefunden hatte. Die Gefahr, dass gerade bei einer Befragung durch Hypnose „falsche Erinnerungen“ entstehen können, ist ein Grund dafür, dass die sog. „forensiche Hypnose“, bei der es um die Aufklärung von Kriminalfällen geht, sehr umstritten ist. Das Material, das während einer Hypnose erinnert wird, ist gewöhnlich therapeutisch wertvoll, ob es nun der Wahrheit entspricht oder nicht. Soweit also keine dramatischen Pseudo-Erinnerungen zustandekommen, etwa an nicht stattgefundenen Missbrauch, ist die Frage nach der historischen Richtigkeit daher nicht so bedeutsam; geht es aber um ein Herausfinden der historischen Tatsachen-Wahrheit, so ist große Vorsicht geboten.  Es wird daher etwa auch im Zusammenhang mit der Hypnoanalyse allgemein angemahnt, dass keine suggestiven, sondern offene Fragen gestellt werden sollen – ein Prinzip übrigens, das Künzel bei seinem „Interview“ nicht ansatzweise beachtet hat und vermutlich nicht einmal kennt. Allerdings ist auch der Verzicht auf Suggestiv-Fragen, so sinnvoll er sein mag, keine Garantie für die Wahrheit der Erinnerungen.

Weitere interessante Fälle der Dissoziation sind natürlich speziell in der Hypnose zu finden. Man denke besonders an E. Hilgards „Hidden Observer“ („verborgenen Beobachter“): Das ist eine Metapher für unbewusstes Wissen, das der Hypnotisierte verbalisieren kann. Wenn hochsuggestible hypnotische Subjekte beispielsweise Suggestionen zur Analgesie/Anästhesie erhalten, so kann man ihnen erklären, dass sie einen „verborgenen Teil“ haben, der den wahren Schmerz spürt, und mit diesem „Teil“ sprechen. Die Schmerzangaben des „Hidden Observers“ liegen dann deutlich höher als diejenigen, die der Hypnotisierte bewusst gibt.

Allerdings können solche Versuche leicht manipuliert werden: So kann der Experimentator die Probanden vor der Hypnose informieren, dass sie zwei „Hidden Observers“ haben, einen, der die Schmerzen geringer, und einen, der sie intensiver wahrnimmt. Das Ergebnis: Man findet dann genau diese zwei „Observers“, die sich auch genau entsprechend den „Vorgaben“ verhalten. Wenn guten hypnotischen Subjekten Amnesie für eine Liste von Wörtern suggeriert wird, die teils abstrakt und teils konkret sind, so kann man sie darüber informieren, dass sie zwei „Hidden Observers“ besitzen: einen, der die konkreten und einen, der die abstrakten Wörter kennt; alsdann kann man beide „Observers“ kontaktieren und befragen, mit exakt dem voraussehbaren Ergebnis. Weiterhin kann der Hypnotiseur z.B. eine negative Halluzination für eine zweistellige Zahl suggerieren und dann erklären, dass ein „Hidden Observer“ die Zahl gesehen hat, die Ziffern jedoch vertauscht hat; entsprechend dann auch hier das Resultat, wenn dieser „Observer“ kontaktiert wird.

Bei solchen Versuchen manipulieren gute Hypnotisierte gewöhnlich sicher nicht bewusst, sondern erleben wirklich das subjektiv, was ihr Verhalten objektiv ausdrückt. Experimente der genannten Art widerlegen auch keineswegs die Annahme,  dass der Hypnotisierte auf einer intelligenten unbewussten Ebene ein Realitäts-Wissen auch bei negativen Halluzinationen oder Amnesie besitzt. Was sie allerdings zeigen ist, dass eine Quasi-Personen wie der „Hidden Observer“, wenn man ihn nicht nur als Metapher, sondern als echtes „Subjekt“ versteht, ein Artefakt ist. Es handelt sich nicht um eine richtigen „Person“, sondern der Hypnotisierte zeigt aufgrund der Erwartungen des Hypnotiseurs sowie der impliziten Suggestionen (unbewusst) dasjenige Verhalten, das offensichtlich erwünscht ist.

Übrigens können die Experimente der Hypnoseforschung zum „Hidden Observer“ ja eigentlich gar nicht stattgefunden haben. Denn dank Künzel wissen wir ja, dass die Hypnoseforscher so unwissend und dumm wie Brot sind und von „tiefer Trance“ und Phänomenen wie Amnesie und Halluzinationen eh noch nie etwas gehört haben (Art. 2). Denn sie kennen ja nur die beschissene Hypnose nach Erickson, die ja gar keine richtige Hypnose ist (z.B. Art. 3, 52). Aber wahrscheinlich haben die Hypnoseforscher es einfach nur versäumt, sich bei Herrn Künzel über sich selbst zu informieren und wissen daher noch gar nicht, wie dumm und ahnungslos sie doch sind.

Entsprechend dem oben Gesagten gilt übrigens natürlich auch für die Teiletherapie/Teilemediation: So sinsinnvoll und effektiv dieses Verfahren zweifellos sein kann, so sollte der Anwender doch im Hinterkopf behalten, dass die „Teile“, die sich zeigen, für bestimmte Anteile einer einzigen Persönlichkeit und nicht für reale verschiedene Individuen stehen.

Was folgt aus alledem für Künzels Beweis der dämonischen Natur des Reiki?

Die Konsequenz für Künzels „Interview“

Rekapitulieren wir noch einmal: Mit oder ohne formelle Hypnose sind, jedenfalls bei entsprechend disponierten Personen, suggestiv ganz leicht Phänomene wie multiple Persönlichkeiten, „Teil-Persönlichkeiten“, falsche Erinnerungen, „Besessenheiten“ usw. induzierbar. Solche Phänomene folgen in ihrer konkreten Ausgestaltung dabei dem jeweiligen kulturellen Hintergrund, den impliziten Suggestionen des Kontextes und den Erwartungen des Hypnotiseurs/Exorzisten.

Wenn Künzel von den „Reiki-Opfern“ genau das hört, was er hören will und ihnen bereits im Vorfeld vermittelt hat, und wenn er ihnen dann zu allem Überfluss auch noch durch oftmals suggestive Fragen die Antworten, die er dann bekommt,  in den Mund legt, so überrascht das alles mitnichten. Künzels „Ergebnisse“ sind natürlich kein Beweis, nicht einmal ein Indiz, für irgendetwas – es sei denn für Künzels große Unwissenheit.

Denn der „große Meister“ weiß all das, was wir bisher gesagt hatten, höchstwahrscheinlich gar nicht. Vergessen wir nicht, dass Künzel zwar die Techniken des Hypnotisierens kennt und vielleicht sogar recht gut beherrscht, dass seine Kenntnisse des Sujets darüber hniaus aber erstaunlich gering sind (Art. 32, 46, 47) – was ihn allerdings mitnichten davon abhält, sich als den Begründer der deutschen Hypnoseforschung auszugebben (Art. 2); ebenfalls hat Künzel von der menschlichen Psyche im Allgemeinen erkennbarerweise leider keinen Dunst. Daher wohl auch Künzels erstaunliche „Naivität“ bei seinen „satanischen Interviews“:

Wenn Künzel die „Reiki-Besetzung“ etwas fragt, und die ihm irgendetwas antwortet – selbst wenn die Antwort absurd, historisch abwegig und sogar logisch inkonsitent ist -, so wird Künzel darin den unumstößlichen Beweis für seine Thesen sehen. Daher verwundert es dann auch nicht, dass Künzel ein angebliches Alien-Entführungs-Opfer hypnotisierte, um herauszufinden, ob es die Wahrheit sagt (Art. 23).

Sollte übrigens, wie Künzel das behauptet, ein Arzt, der Künzels Elobrain-Seminar mitgemacht hat, nun tatsächlich seine Patienten unter Hypnose befragen, „ob sie allein im Körper sind“, und dann ganz allgemein (und unabhängig von Reiki) die Antwort erhalten, dass 70% nicht allein in ihrem Körper sind, dann ist das in der Tat „erschreckend“, wie Künzel es formuliert. „Erschreckend“ ist dabei jedoch nicht die vermeintliche „Tatsache“, dass die meisten Menschen ihren Körper mit einem fremden Geist teilen. „Erschreckend“ ist vielmehr die Naivität jenes Arztes.

Parapsychologische Aspekte

Der Vollständigkeit wegen möchte ich noch erwähnen, dass der Physiker, Psychologe und Parapsychologe Walter von Lucadou, der intensiv in der Beratung tätig ist, die Auffassung vertritt, dass es ein sog. „Verhexungs-Syndrom“ gibt (Genaueres findet sich in diesem – allerdings etwas komplizierten TEXT). Die Symptome ähneln oft jenen der Schizophrenie; jedoch bestehen grundlegende Unterschiede wie etwa der, dass die Betroffenen beim „Verhexungssyndrom“ nicht auf eine neuroleptische Medikation ansprechen. Auch treten offenbar tatsächlich „paranormale“ Phänomene in solchen Zusammenhängen auf. Von Lucadou erwähnt, dass diese Form der Störung im Zusammenhang mit „esoterischen“ Verfahren entstehen kann. Dabei ist es aber nicht das Verfahren als solches, sondern es sind die Vorstellungen des Betroffenen, die die Problematik bestimmen. Um das Problem in den Griff zu bekommen helfen laut v. Lucadou neben verhaltenstherapeutischen Interventionen auch „magische“ Rituale.

Wenn das alles richtig ist, folgt daraus womöglich, dass eine „esoterische“ Methode wie Reiki in Einzelfällen tatsächlich zu Problemen führen kann; allerdings ist dann nicht das Reiki als solches ursächlich, und keinesfalls das einzige Prozedere, für das das gilt. Weiterhin könnte dann ein „magisches“ Ritual – also tatsächlich auch Künzels Elobrain – solche Schwierigkeiten eventuell beheben. Allerdings könnte es dann auch genau umgekehrt sein: Auch Künzels Elobrain könnte indirekt zu Problemen führen, die sich dann mt einem Ritual (inkl. Reiki) beheben ließen. Dies sei nur am Rande angemerkt, ohne dass ich mir damit ein weitergehendes Urteil über einzelne Verfahren, ihre Wirksamkit oder ihre Unterschiede erlauben möchte.

Erwähnt sei auch nochmals, dass bei „dissoziativen“ Phänomenen in einem magisch-okkulten Kontext (etwa bei „Besesssenheit“)  scheinbar paranormale Phänomene auftreten können. Dennoch dürfte es sicht es sich wohl um ein „psychisches“ Phänomen ohne „externe“ Geister halten, so wie das etwa auch bei „Spukphänomenen“ der Fall zu sein scheint (vgl. auch dieses Interview mit v. Lucadou).

Resümee

Künzel führt Interviews mit Reiki-Eingeweihten so, dass eine starke Beeinflussung durch Meta- und indirekte Suggestionen vorliegt. Stattdessen könnte Künzel auch repräsentativ Menschen, die mit Reiki arbeiten, für solche „Interviews“ gewinnen und mit ihren „Reiki-Anteilen“ sprechen. Ohne dass irgendeine  Beeinflussung stattfände, und sei sie noch so subtil, und ohne dass die Befragten die Auffassungen des Interviewers kennen, könnten dann „Interviews“ zum Reiki geführt werden. Dabei würde sich dann sicherlich herausstellen, dass die Zeugnisse der Reiki-Eingeweihten jeweils ihre Haltungen wiederspiegeln: Diejenigen „Reikianer“, die dem Reiki positiv gegenüberstehen, würden sich positiv äußern, und ihre „Besetzungen“ auch; also höchstwahrscheinlich die große Mehrheit.

So eine Art von Untersuchung wird Künzel aber natürlich niemals durchführen, obwohl – oder gerade weil  – sie wesentlich interessanter und „objektiver“ wäre als seine methodisch korrupten „Feldstudien“. (Die Resultate wären weniger im Hinblick auf das Reiki als solches aussagekräftig als im Hinblick darauf,  wie die Überzeugung die Äußerungen beeinflusst.) Aber Künzel wird selbst ahnen, dass das Ergebnis einer methodisch neutralen Befragung ihm nicht gefallen würde – und er wird eine solche daher tunlichst unterlassen. Denn Künzel geht es ja nicht um Wahrheit und Erkenntnis, sondern darum, sich selbst zu bestätigen. Es ist dabei immer dasselbe: Künzel ist genial und alles andere absoluter Dreck. Zu hart formuliert? Dann hören wir mal, was Künzel in seinem Blogeintrag in seiner typisch gehobenen und gewählten Diktion über das Reiki und dessen Anwender zu sagen hat:

„Interessanterweise werden die Besetzungen, sobald sie entdeckt sind, oder sich entdeckt fühlen, häufig sehr aggressiv. Die Licht und Liebe – Reiki Fraktion wird plötzlich zum/zur hasserfüllten Kotzbruder/-schwester. Auch das habe ich oft genug erlebt. Die Leute, die Licht und Liebe predigen, werden fast wahnsinnig vor Wut wenn man ihr heiliges Reiki in irgend einer Art und Weise in Frage stellt.“

Ach Herr Künzel, beim Begriff „Kotzbruder“ würde mir eine ganz andere Person einfallen – und bei „hasserfüllt“ weiß Gott auch. Und bei Leuten, die „wahnsinnig vor Wut“ werden, wenn man ihr Heiligtum infrage stellt, auch. Wobei das „Heiligtum“ desjenigen, den ich meine, dann sein eigenes aufgeblasenes und selbstherrliches Ego ist.

Glaubt Künzel den Nonsens, den er uns zum Reiki erzählt, eigentlich selbst? Anfangs hat Künzel offensichtlich ganz bewusst gelogen. Eine frühere Vertraute wirft Künzel öffentlich vor, dass er das Reik schlechtmacht, um einer ehem. Mitarbeiterin, die Reiki lehrt, auf diese Weise wirtschaftlichen Schaden zufügen zu können. Um das Reiki selbst sei es ihm gar nicht gegangen. Sie wisse das deswegen so genau, weil sie selbst mit Künzel oft darüber gesprochen habe, als sie noch in seinem Vertrauen stand (Art. 6). Da der Prozesshansel Wolfgang Künzel keinerlei rechtliche Schritte gegen solche Behauptungen einleitet, habe ich auch keinerlei Zweifel an der Wahrheit dieser Vorwürfe.

Seit einiger Zeit dürfte noch ein weitere Grund für Künzels-Anti-Reik-Kampagne dazugekommen sein: Reik ist ein „Konkurrent“ von „Elobrain“.  Und wir wissen ja von Künzel, wie er mit Konkurrenten und konkurrierenden Systemen umgeht: Er macht sie klein, um sich selbst groß zu machen. Das gilt für andere Showhypnotiseure und Ausbilder, Ericksonsche Hypnose, NLP,  Aufstellungen nach Hellinger (Art. 49) und seit einiger Zeit eben auch für Reiki.

Inzwischen scheint Künzel seine Schauermärchen allerdings tatsächlich sogar selbst zu glauben. Er wird sie auch glauben wollen. Deswegen wird dieser Artikel Künzel auch nicht zum Nachdenken bewegen,  egal, wie gut seine Argumente sind. Künzel wird es eben so halten wie mit jeder Kritik, der er inhaltlich nicht beikommen kann: Er ignoriert sie einfach. Aber dafür ist es möglich, andere Menschen zu erreichen und sie über Herrn Künzel und seine Schmähkampagnen aufzuklären.

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